50. Jubiläum der Sühnenacht

Regenbogen über Marienfried

PFAFFENHOFEN/ROTH – Ein Jubiläum wurde in der Gebetsstätte Marienfried gefeiert: Vor 50 Jahren wurde hier erstmals – veranlasst durch einen Tabernakelraub aus dem Heiligtum – ein Sühnegottesdienst gefeiert und damit die Tradition der Sühnenächte eingeführt, die bis heute von zahlreichen Besuchern dankbar wahrgenommen wird. 

Nachdem die Corona-Pandemie für eine lange Zwangspause gesorgt hatte, zeigte sich Wallfahrtsdirektor Georg Oblinger erleichtert darüber, dass der Sühnegottesdienst am 6. Juni gefeiert werden konnte.

 Kurz vor Beginn der Heiligen Messe mit Weihbischof Florian Wörner zeigte sich am Himmel über Marienfried ein Regenbogen, Symbol des Friedens und der Hoffnung, und „für uns Christen das Zeichen des Bundes Gottes mit uns Menschen“, erläuterte der Zelebrant.

Während des Gottesdienstes, an dem 87 Personen teilnehmen durften, bestand Maskenpflicht. Die Freude darüber, dass die Heilige Messe in Marienfried an einem ganz besonderen Tag, nämlich dem der Weihe Bertram Meiers zum neuen Augsburger Bischof, stattfand, wurde durch dadurch nicht getrübt. 

„Es sind schon besondere Zeiten, die wir gerade erleben, und heute ist zudem ein ganz besonderer Tag“, legte Wörner dar, der an der Weihe im Augsburger Dom teilgenommen hatte. Er erinnerte an die Tradition der Sühnenächte in Marienfried und an die vielen Menschen, „die seit 1970 in die Gebetsstätte kamen, um zur Sühne zu beten“. Der Weihbischof bat die Gläubigen um Gebete für Bischof Bertram und bezeichnete die Sühnenacht als „einen echten Dienst in der Nachfolge Christi“.

Mutter der Kirche

Nicht umsonst sei der Gottesmutter durch Papst Paul VI. der Titel „Maria, Mutter der Kirche“ verliehen worden, denn unter ihren Schutzmantel könne sich die ganze Kirche stellen. Wie im Johannes-Evangelium beschrieben wird, hielt die Mutter des Herrn ihrem Sohn auch unter dem Kreuz die Treue. „Maria ist Urbild der Kirche, ganz bei Gott und ganz bei den Menschen, die unsere Hilfe brauchen“, betonte Bischof Wörner in seiner Predigt. „Wir mussten in letzter Zeit lernen, zueinander auf Distanz zu gehen, damit wir uns vor dem Corona-Virus schützen“, was für viele Menschen Leid und Einsamkeit bedeutet habe. Bei Maria hingegen seien nicht Ferne, Distanz und Eiseskälte angesagt, sondern Liebe und Herzenswärme. 

Kreuz auf sich nehmen

Auf die Frage Gottes: „Wo bist du, Mensch?“ hätten immerhin schon Abraham oder Samuel die richtigen Reaktionen gezeigt. Aber „die beste Antwort gab Maria“, erklärte Wörner, denn mit ihrem „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort“, habe sie für eine Wiedergutmachung nach der Erbsünde gesorgt. Maria öffne die Tür „zu diesem großartigen Geschehen der Erlösung“ und helfe uns dabei, stellvertretend füreinander einzutreten und für andere Menschen zu beten. „Das bedeutet Sühne“, führte der Prediger aus, „das ist unsere Berufung, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Christus nachzufolgen“. Der größte Sühner sei der Gottessohn selbst, denn „Christus sühnt am Kreuz die Schuld der Welt“. 

„Wir können hier in Marienfried nur klein und langsam wieder beginnen“, teilte Rektor Oblinger nach der Heiligen Messe mit. Die dem Gottesdienst normalerweise nachfolgende Sühneandacht konnte nicht stattfinden, aber es bestand die Möglichkeit zur stillen Anbetung des Allerheiligsten.

 Thomas Niedermair

10.06.2020 - Bistum Augsburg , Jubiläum