AUGSBURG – Erna Meier, die Mutter von Bischof Bertram, feiert an diesem Sonntag ihren 90. Geburtstag. Der fällt – was für eine nette Fügung – heuer mit dem Muttertag zusammen. Die charmante alte Dame mit dem hellwachen Verstand empfängt die Fotografin und den Redakteur der Katholischen SonntagsZeitung in einem der Besuchszimmer des Seniorenheims St. Afra. Die Heimleitung hat dafür gesorgt, dass die beiden zuvor noch einen Coronatest über sich ergehen lassen.
Ihr Bub Bertram und ihr gut fünf Jahre jüngeres Mädchen Alexandra haben der Mama zum Muttertag meistens ein paar Blumen geschenkt, erzählt die Jubilarin. Gerührt sei sie immer gewesen, wenn die Kinder ein Gedicht aufgesagt oder ein Lied für sie gesungen hätten. Aber eine „große Feierin“, bekennt die Jubilarin, als nach früheren Geburtstagen gefragt wird, sei sie nie gewesen. Sie habe die Nachbarn zum Kaffee eingeladen. Wenn ein rundes Jubiläum anstand, habe man die Nächsten zum Essen in ein Lokal gebeten.
Eine große Runde kam da freilich nicht zusammen, denn Erna Meier hat die Eltern früh verloren. Auch ihre beiden Schwestern seien früh gestorben, bedauert die Seniorin. Zudem ist ihr Mann als Einzelkind aufgewachsen. „Schön überschaubar und harmonisch“ waren früher ihre Geburtstage, sagt die zierliche Jubilarin. Gerne erinnert sie sich daran, dass ihr die Nachbarsfrauen ein Ständchen sangen oder ein Kränzlein an die Haustür hängten.
„Nicht mein Verdienst“
Dass ihr Sohn ein Bischof geworden und ihre Tochter als Lehrerin in Frankreich ihren Weg gegangen ist, macht ihr Freude. Es veranlasst sie aber keineswegs dazu, die Nase höher zu tragen. „Es ist ja nicht mein Verdienst, dass aus den Kindern etwas geworden ist“, sagt Erna Meier. Sie hätten schon selbst ihren Weg gehen müssen. „Ich habe dazu nicht viel beigetragen.“ Allenfalls sei sie der ruhende Pol gewesen, zu dem man immer habe kommen können.