Kolping-Spitze wechselt

Alois Zeller: „Gewiss nicht in Ruhestand“

AUGSBURG (jm) – Beim Diözesanverband des Kolpingwerks steht ein großer Umbruch bevor: Diesen Samstag bestimmen die Delegierten nicht nur die Nachfolge von Diözesanvorsitzender Sonja Tomaschek, die nach acht erfolgreichen Jahren nicht mehr kandidiert. Auch ein neuer Diözesanpräses soll gewählt werden – vorgeschlagen ist der Leiter der Pfarreiengemeinschaft Neusäß, Stadtpfarrer Wolfgang Kretschmer. Was wird aus Domvikar Alois Zeller?

Herr Domvikar, Sie waren 15 Jahre Präses und ein Stück weit das personalisierte Kolpingwerk. Möchten Sie sich mit ihren 69 Jahren in den Ruhestand zurückziehen?

Oh nein! Ich werde mich gewiss nicht in den Ruhestand zurückziehen. Voraussichtlich werde ich ja für sieben Monate noch als Diözesanpräses wirken. Des Weiteren hat die Bistumsleitung den Wunsch an mich herangetragen, als Domvikar an der Kathedrale und in der Dompfarrei mitzuhelfen. Das mache ich auch jetzt schon und will es gerne noch verstärkt tun. Deshalb werde ich wohl in Augsburg bleiben. 

Wie wird Ihre Nachfolge bei Kolping geregelt?

Zunächst bin ich sehr froh, dass unsere Bistumsleitung wiederum einen Priester für diese Aufgabe freistellt. So kann ich meinen Dienst beruhigt und gelassen in neue Hände übergeben. Allerdings wird mein Nachfolger seinen Dienst erst im Dezember antreten. Deshalb war es Wunsch sowohl der Bistumsleitung als auch des Verbandes, dass ich bis dahin noch das Amt des Diö­zesanpräses mit allen Rechten und Pflichten wahrnehme. Dazu bedarf es bei der Diözesanversammlung allerdings eines die Satzung durchbrechenden Beschlusses.

Wenn Sie an eineinhalb Jahrzehnte Kolping zurückdenken: Was waren die Meilensteine?

Ich möchte gerne unsere regelmäßige religiöse Begleitung der Kolpingsfamilien und unserer vielen Einrichtungen und Häuser nennen. Als Präses bin ich ja zuerst einmal Priester und dieser Dienst war mir neben all den vielen organisatorischen Aufgaben und Verpflichtungen immer das Wichtigste. Dann sehe ich auch das stete Wachsen unserer internationalen partnerschaftlichen Beziehungen zu anderen Kolpingwerken, beispielsweise in Indien, Ungarn und Südafrika. 

Der Diözesanpräses ist auch Vorsitzender der Kolping Stiftung Augsburg. Ein Meilenstein, der gerade auf der Zielgeraden liegt, ist unser großes Sanierungsprojekt Jugend-Wohnen in unserem Augsburger Kolpinghaus. Wir verstehen dies als einen wahrhaft karitativen Dienst der Kirche an den jungen Menschen. 

Eine Art Meilensteine waren immer auch die großen Gemeinschaftserlebnisse wie der Bayerische Kolpingtag „Zündstoff Leben“ 2008 in Augsburg oder der gesamtdeutsche Kolpingtag  „Mut tut gut“ 2015 in Köln. Die Erfahrung der Zusammengehörigkeit, die Freude am Kolpingsein und die Gemeinschaft in gelebtem Glauben sind immer wieder Highlights, die bestärken und weiterbringen. 

Und was werden die größten Herausforderungen der Zukunft?

Bei Kolping Deutschland läuft seit 2018 der große Zukunftsprozess „upgrade“. Das Kolpingwerk in unserem Land will sich für seine Zukunft rüsten und dazu sein Profil schärfen. Ein Beispiel sei genannt: Antwort zu finden auf die Fragestellung „Wir sind Kirche und wir sind Teil der Kirche“. Das wird eine intensive Beschäftigung und Profilklärung anstoßen.

Bei uns in der Diözese ist Kolping als katholischer Sozialverband ein großer kirchlicher „Player“ mit vielen Einrichtungen wie zum Beispiel dem Bildungswerk, der Stiftung Kolpinghaus und natürlich dem Verband mit seinen Kolpingsfamilien. Es läuft zur Zeit ein Prozess mit dem Ziel, dass die einzelnen Glieder noch viel sichtbarer und erfahrbarer werden als „ein“ Kolping.

„Auf dem Glauben ruht das Leben“, sagte Adolph Kolping. Bei dem starken Gegenwind, den Kirche und christlicher Glaube zur Zeit erfahren, wird es darauf ankommen, dass wir unsere christliche Wertebasis und unseren Glauben leben und so auch Zeugnis geben für unsere persönliche Überzeugung.

Wir haben in unserem Diözesanverband eine große und starke Kolpingjugend. Eine außerordentlich engagierte Jugendleitung kümmert sich um sie. Unsere Jugend zu halten, sie noch mehr auszubauen und überhaupt den Draht zu den jungen Menschen zu haben, um sie für die Idee Adolph Kolpings zu gewinnen, bleibt auch in Zukunft eine große Herausforderung.

Wird man Sie künftig vor allem in den Bergen antreffen oder lockt mehr der Bau der Eisenbahn?

Ich hoffe, dass ich noch sehr lange rüstig bleibe und in meine geliebten Berge gehen kann, auch wenn ich inzwischen nicht mehr klettere. Ich freue mich aber auch darauf, dass ich für mein Hobby, die große Modell­eisenbahn, endlich mehr Zeit haben werde. Am liebsten wäre es mir aber, mich bei der Leitung und Führung von gläubigen Pilgerfahrten und christlichen Bildungsreisen anzutreffen. Das habe ich schon seit meiner Studentenzeit immer gerne getan.

10.05.2019 - Bistum Augsburg , Verbände