Messe zum Aschermittwoch – Installation in der ehemaligen JVA

„Jetzt ist die Zeit des Heils“

AUGSBURG – „Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist die Zeit des Heils.“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Konrad Zdarsa die Gottesdienstbesucher beim Aschermittwoch der Künstler im Augsburger Dom. Die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern sei die Zeit, sich eigene Vergehen, die eigene Vergänglichkeit, Irrwege und selbst gewählte Abwege zu vergegenwärtigen. 

„Wahre Buße heißt, in Christi Leiden einzutreten“, führte der Bischof aus. „Was aber nicht heißt, dass wir uns selber Qualen auferlegen sollen.“ Vielmehr seien Christen aufgefordert, ein Leben nach Gottes Gebot zu führen. Bischof Zdarsa lud alle ein, sich das Aschekreuz auflegen zu lassen. „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehren wirst“ – diese Worte gemahnten an die eigene Vergänglichkeit. Sie sei nicht nur ein Verhängnis, sie berge auch Chancen für neue Perspektiven, für Veränderung, für einen Neuanfang.

Der Bischof erinnerte daran, dass früher die Fastenzeit auch mit öffentlicher Buße begann. Bei so genannten Kapitalsünden wurden die Schuldigen im Büßergewand aus der Kirche getrieben. „In manchen Ländern gibt es auch heute noch so drastische Formen der Buße“, sagte Zdarsa. Die 40 Fastentage vor Ostern sollten eine Zeit der Umkehr, eine Zeit des Hörens und der tätigen Nächstenliebe sein. Der Weg führe zur Feier der Ostertage und der Auferstehung Christi. 

„Bitte stehen lassen!“

Zum Aschermittwoch der Künstler wurde die Installation „Bitte stehen lassen! (Wird Montag abgeholt)“ in der ehemaligen Justizvollzugsanstalt an der Karmelitengasse 12 in Augsburg eröffnet. Ausstellungsräume sind die Severinskapelle, die als Gefängniskapelle gedient hatte, sowie der angrenzende Innenhof, in dem bis in die 1930er Jahre Hinrichtungen stattfanden. 

Die Künstler Bruno Wank und Torsten Mühlbach haben den Altar, die Kreuze, die Kreuzwegtafeln und die Sitzbänke der Severinskapelle in hölzerne Umzugskisten vepackt. Darauf sind verschiedene Piktogramme zu sehen: ein Kelch, eine Kerze, ein fallender Mensch, ein Totenkopf, ein Galgen, ein Kreuz, eine Sonne, ein Auge mit einer Träne und weitere Zeichen, die Vergänglichkeit, Verzweiflung, Tod, Trauer, aber auch Hoffnung und Zuversicht symbolisieren. 

Im Innenhof, wo einst eine Guillotine stand, ist eine Holzkiste dem Pfarrvikar Bernhard Heinzmann (1903 bis 1942) gewidmet. Sie enthält dessen Porträt und eine Registratur-Karte aus dem KZ. Heinzmann wurde von den Nationalsozialisten 1941 in Augsburg inhaftiert, ins KZ Dachau und schließlich ins Schloss Hartheim bei Linz überstellt, wo er 1942 in der Gaskammer starb.

Die Ausstellung sei ein Vermächtnis des vor kurzem verstorbenen Bischofsvikars Prälat Karlheinz Knebel, sagte Professor Gerda Riedl, Leiterin der Abteilung Kirche und  Kultur im Bistum Augsburg. Knebel hatte die Kunstinstallation initiiert und sogar noch einen Text dazu verfasst: Vergebung, Vergessen, Erinnerung und Neubeginn waren die Themen, um die seine Gedanken kreisten und die mit dem Kunstprojekt thematisiert werden sollten. 

Der Titel der Installation – „Bitte stehen lassen! (Wird Montag abgeholt)“ – ist ganz wörtlich zu nehmen: Sie ist nur am Samstag, 17. Februar, und Sonntag, 18. Februar, jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet und kann bereits am Montag nicht mehr besichtigt werden. Umso eindringlicher rief Professor Gerda Riedl bei der Vernissage dazu auf, den zur Verfügung stehenden kurzen Zeitraum intensiv zu nutzen.

Barbara Lang