Was für ein Aufwand!

Bayerisches Fernsehen zeichnete Sendung Kunst und Krempel im Kloster Roggenburg auf

ROGGENBURG – „Kunst und Krempel“ ist der Titel einer viel beachteten Fernsehreihe des Bayerischen Rundfunks (BR). In ihr ermitteln Kunstfachleute Alter, Herkunft, Qualität und Wert von Raritäten in Privatbesitz. Mancher Einlieferer geht enttäuscht nach Hause, weil er sein Kunstwerk überschätzt hatte. Anderen fällt es schwer, zu begreifen, welchen Schatz sie daheim hüten.

 Zur Aufzeichnung seiner Kunstbetrachtungen nutzt der BR an wechselnden Orten meist prunkvoll herausgeputzte historische Räume. Am ersten Juniwochenende stellte das Prämonstratenserkloster Roggenburg sein barock ausgestaltetes Refektorium und die zugehörige Bibliothek zur Verfügung. Freitag und Samstag waren Militaria, Porzellan, Keramik, Uhren und Gemälde zur Beurteilung aufgerufen. Sonntagnachmittag ging’s ausschließlich um religiöse Volkskunst. 

Fast sechs Stunden lang zog sich die sonntägliche Veranstaltung hin. Manch einer unter den rund 70, teils von weither angereisten Besitzern von Madonnenbildern und Kruzifixen, von Hausaltären, Heiligenfiguren, Kreuzigungsgruppen oder Abendmahlsszenen wunderte sich über den personellen Aufwand, der zur Aufzeichnung der Sendereihe erforderlich ist. Rund 50 Mitarbeiter sind im ständigen Einsatz. Zwei Kamerateams führen Interviews mit jedem Besucher und nehmen dazu jedes angelieferte Werk auf. Zwei Studiokameras schließlich zeichnen auf, was tatsächlich später in eine der 17 Sendefolgen übernommen wird.

Gegen 14 Uhr am Sonntag ist der große, von den Chorherren nicht mehr genutzte Speisesaal mit Besuchern fast voll besetzt. Auf Tischen ausgebreitet, an Wände gelehnt, in Händen gehalten sind einige Hundert große und kleine Kunstarbeiten beieinander. BR-Redakteurin Kathrin Lindauer verkündet über Lautsprecher, wie es weitergeht. Frank Matthias Kammel vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und Kunsthistorikerin Gabriela Löwe-Hampp aus Marburg werden nun erst mal alle angelieferten Werke gründlich betrachten. Sie wählen dabei ein rundes Dutzend Arbeiten aus, die anschließend in der Klosterbibliothek für die Sendereihe aufgenommen werden. 

„Seien Sie nicht enttäuscht“, sagt die Redakteurin, „wenn Ihr Werk nicht dabei ist, und laufen Sie nicht weg.“ Denn jedes einzelne Kunstwerk werde von professionellen Kunstsachverständigen begutachtet, so dass alle ein Ergebnis heimführen können.

Eine Chance, sein eingeliefertes Werk in der Sendereihe ausführlich von den Sachverständigen Kammel und Hampp würdigen zu lassen, bekommt natürlich der Hausherr. Prior Stefan Kling im weißen Ordenshabit fragt nach der Herkunft eines großen Madonnenbildnisses in Klosterbesitz und nach dem Künstler, der es gefertigt haben könnte. Zwei Mitglieder der Pfarrgemeinde Geldersheim nahe Schweinfurt tragen eine Wallfahrertafel mit den 14 Nothelfern und der schwierig zu entziffernden Jahreszahl 1687 oder 1787 auf einer gut zweieinhalb Meter hohen Stange in die Bibliothek. Ein Hausaltar aus dem Landkreis Erding bekommt die gleiche Ehre. In Kellern der Spitalstiftung Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm wurde erst kürzlich ein Zyklus aus sieben großen Tafelgemälden mit den Werken der Barmherzigkeit wiederentdeckt. Gerrit-R. Ranft

Am Samstag, 21. Juli, wird die erste Sendung der neuen Staffel um 19.30 Uhr ausgestrahlt. Dort geht es auch um das Roggenburger Madonnengemälde, das Prior Stefan Kling zur Begutachtung vorgelegt hatte. Aus dem Aufzeichnungswochenende werden dann noch etwa 17 weitere Sendungen geschnitten und im Abstand von drei bis vier Wochen über einen Zeitraum von zirka eineinhalb Jahren gesendet.