Augsburger Bombennacht vor 75 Jahren

Löschverbot für brennende Kirchen

AUGSBURG – Einer von vielen schrecklichen Aspekten des Zweiten Weltkriegs war der Bombenkrieg, bei dem etliche deutsche Städte in Schutt und Asche gelegt wurden. Auch Augsburg. Im Verlauf des Krieges wurden 19 Bombenangriffe geflogen. Die schwersten mit 730 Toten in der Stadt gab es am 25. und 26. Februar 1944, also vor genau 75 Jahren. 

Große Teile der Innenstadt, darunter das Rathaus und St. Peter am Perlach wie auch viele Kirchen der Jakobervorstadt, von Lechhausen, Oberhausen und Pfersee wurden zerstört. 

Bekannt geworden ist die Schil­derung des amerikanischen Schriftstellers Kurt Vonnegut, der als Kriegs­gefangener die Bombardierung Dresdens 1945 miterlebte: „Oben waren Geräusche wie von riesigen Schritten. Es waren Reihen­einschläge hochexplosiver Bomben. Die Riesen schritten und schritten. Draußen herrschte eine Feuersbrunst. Dresden war eine einzige große Flamme. Als die Amerikaner und ihre Wachmannschaft schließlich hinausgingen, war der Himmel schwarz von Rauch. Dresden war jetzt nichts als Mineralien. Die Steine waren heiß. Alle anderen im weiteren Umkreis waren tot.“

In Augsburg kam es nicht zum Feuersturm. Trotzdem geht ebenfalls zu Herzen, wie der Schriftsteller Erhart Kästner, ein Schriftsteller, der als Kind und Jugendlicher in Augsburg gelebt hatte, die Stadt kurz nach Kriegsende beschrieb: „Alles war dunkel, menschenöde und leer. Nur mein eigener hallender Schritt. Durch riesige Häuserwände, Fassaden, hinter denen einst Handwerkerstolz, Kaufmannsreichtum und Lebenssicherheit war, war nun nichts mehr. Da schien nur der sich wiegende Mond.“

Am 25. Februar nachmittags wurden zuerst die Messerschmittwerke von US-Flugzeugen bombardiert. Aber zu dieser Zeit diente der Bombenkrieg nicht mehr allein dazu, die feindliche Kriegsproduktion zu treffen. Er sollte die Bevölkerung einschüchtern und demoralisieren. Briten und Amerikaner griffen damit eine deutsche Strategie auf, in deren Zug 1940 die Innenstädte von London und Coventry angegriffen worden waren. Spreng- und Brandbomben wurden in Kombination eingesetzt, um möglichst große Zerstörung anzurichten. Die Alliierten entwickelten diese Vorgehensweise weiter.

Viele Augsburger ahnten, dass es bei dem einen Angriff nicht bleiben würde. Es gab häufige Alarme, die Menschen mussten jedes Mal in Keller oder Schutzräume steigen. Am Abend des 25. Februar zwischen 22.30 und 23.30 Uhr warf ein britischer Fliegerverband Bomben auf die Innenstadt. Es kam zu sehr vielen Bränden. Kaum waren Feuerwehren, auch aus Nachbargemeinden, angerückt, folgte zwischen 1 und 2 Uhr in der Nacht ein weiterer britischer Bombenangriff, wodurch alle Rettungsbemühungen zunichte gemacht wurden, viele weitere Menschen starben und das Zerstörungswerk vollendet wurde. 

Den Feuerwehren gelang es immerhin, einen Feuersturm zu verhindern, obwohl der Wasserdruck niedrig und das Wasser in der bitterkalten Winternacht teils gefroren war. Aber ganze Straßen wurden zugeschüttet, von Häusern blieb teilweise nur ein Teil der Außenwände übrig. Die Jakoberstraße wurde mit dem Wasser aus zerbrochenen Lechkanälen überflutet. Wer überlebt hatte, floh nun aus der Stadt. 

Besonders schwer traf die Zerstörung Kirchen: Heilig Kreuz, St. Moritz, St. Max, St. Georg, die erst etwa 15 Jahre bestehende Kirche St. Simpert, Heiligste Dreifaltigkeit, St. Pankratius, St. Peter und Paul, St. Josef, die evangelische Barfüßerkirche sowie St. Anna mit der Fuggerkapelle und andere. Das nationalsozialistische Regime hatte bei Strafe verboten, brennende Kirchen zu löschen.

Weitestgehend verschont blieb die Basilika St. Ulrich und Afra, obwohl bei der direkt benachbarte Ulrichskaserne kaum ein Stein auf dem andern blieb. Der Mariendom wäre wohl dem Bombardement zum Opfer gefallen, wenn nicht die Diözese vorgesorgt und mutige Menschen einen Großbrand verhindert hätten.

Weihbischof Josef Grünwald hat die Bombennacht als kleiner Bub erlebt und teilte auf Anfrage mit, dass sich Domkapitular Joseph Hörmann, Domkaplan Johann Aichele, seine Haushälterin Hanni, Dommesner Wendelin Seitz und die jugendlichen Helfer Peter Prassler, Ludwig Ebner, Josef Zill und Erwin Mayer um die Rettung des Doms verdient gemacht haben.

Die Luftschutzwarte und ihre Helfer, die vorher schon die Brandbekämpfung geübt hatten, waren rechtzeitig zur Stelle, um Brände mit Löschsand zu ersticken. Nicht explodierte Brandbomben warfen sie mit Asbesthandschuhen aus der Kirche. Domkapitular Hörmann wurde beim zweiten Angriff aus einem völlig verrauchten Dachboden geholt. Am Ende wies der Dom zwar zahlreiche Schäden auf, blieb aber als Bauwerk erhalten.

Das Kalkül der Alliierten ging nicht auf. Der Bombenkrieg rief eher Trotzreaktionen der Bevölkerung hervor. Deutschland kapitulierte erst im Mai 1945.

Andreas Alt

Information:

Zur 75. Wiederkehr der Zerstörung Augsburgs gibt es am Samstag, 2. März, um 9.30 Uhr im Dom einen Gedenkgottesdienst, anschließend um 10.30 Uhr spricht Walter Ansbacher im Dompfarrheim über die Rettung des Doms. 

Am Mittwoch, 13. März, referieren Walter Ansbacher und Markus Würmseher im Bistumsarchiv, Pfarrhausstraße 4, um 18 Uhr über das Thema „75 Jahre Augsburger Bombennacht – Die Zerstörung der Augsburger Kirchen, die Rettung des Doms“.

20.02.2019 - Bistum Augsburg , Historisches