Exklusiv-Interview mit Prälat Bertram Meier

Die Kirche als Beziehungsnetz

Die Sedisvakanz im Bistum Augsburg nähert sich dem Ende. Am 21. März wird Prälat Bertram Meier, bisher Diözesanadministrator, zum neuen Bischof geweiht. Im Exklusivinterview erläutert er seine Pläne. 

Herr Prälat, als Administrator haben Sie bisher die Geschäfte am Laufen gehalten. Bald dürfen Sie gestaltend eingreifen. Was steht als nächstes auf Ihrer Agenda?

Zunächst einmal werde ich die Agenda weiter erfüllen, die schon im Kalender steht – sehr interessante Termine. Wichtig wird zunächst die Feier der Karwoche und des Osterfestes im Dom. Kurz darauf haben wir die ökumenische Eröffnung für die Woche für das Leben zum Thema „Palliativ“. Die Veranstaltung ist Ende April im Dom und im Kolpingsaal. Die Woche darauf haben die Studenten des Priesterseminars Diakonenweihe. Der diözesane Ministrantentag findet am 9. Mai in Friedberg statt. Um den 16. Mai herum ist ein ökumenischer Kirchentag im Donau-Ries-Gebiet. 

Damit sind schon die wichtigen Themenfelder der nächsten Zeit abgesteckt. Das Allerwichtigste ist die Feier des Oster-Gottesdienstes und des Pascha-Mysteriums – Tod und Auferstehung Jesu Christi. Dann folgt die Kultur des Lebens im ökumenischen Schulterschluss und die Jugendpastoral – die Ministranten sind die Basis unserer Jugendarbeit! Die müssen wir hegen und pflegen und fördern, auch im Hinblick auf kirchliche, geistliche Berufe. Eine ganz tolle Herausforderung ist zudem der ökumenische Kirchentag im Donau-Ries, übrigens in dieser Gegend der erste seiner Art. 

Wie geht es weiter mit der Pastoralen Raumplanung?

Die Raumplanung 2025, die Bischof Konrad angestoßen hat, müssen wir gut im Auge behalten. Wir müssen uns bemühen, sie geistlich zu vertiefen. Wir wollen keine geistliche Versteppung. Der Slogan „Die Kirche muss im Dorf bleiben“ hat nicht nur damit zu tun, wie oft in der Dorfkirche die Eucharistie gefeiert wird. Es geht auch darum, wie das kirchliche Leben insgesamt gestaltet wird. XXL-Pfarreien sehe ich für unsere Diözese als nicht zukunftsfähig an. Die Gemeinschaft, das Kirche-Sein, das Beziehungsnetz zu Gott und zu den anderen würden wir sonst aushebeln. In manchen Diözesen mögen XXL-Pfarreien der einzig denkbare Weg sein. In Augsburg wollen wir das nicht. Ich setze auf eine Beziehungsnetz-Kirche. Dieses bei der Raumplanung 2025 mit einer dünner werdenden Personaldecke zu füllen, ist eine Herausforderung! 

Und dann ist noch das große Anliegen, das schon Bischof Konrad bewegt hat: Stichwort „Evangelisierung“. Ich nenne es nicht gern „Neu“, sondern so, wie es der Papst tut. Er spricht nie von „Neuevangelisierung“, sondern von „neue Evangelisierung“ oder nur „Evangelisierung“. Es handelt sich nicht um ein kleines Segment für einige ganz besonders Berufene, sondern um eine Querschnittsaufgabe. Es gibt viele Arten, das Evangelium unter die Leute zu bringen. Hier werde ich, unbeschadet unserer Fachabteilung, dem Institut für Neuevangelisierung, möglichst viele Koalitionspartner zuführen. Auch der Caritasverband zählt dazu! Viele kommen über die Caritas, über die gelebte Nächstenliebe, zu Jesus Christus. 

Sie werden ein junger Bischof sein und haben eine längere Amtszeit vor sich als Ihr Vorgänger. Und wir müssen es länger mit Ihnen aushalten. Wie gehen Sie damit um?

Wenn man in der Aufgabe steckt, vergeht die Zeit meist schnell und alles wird sehr kurzweilig. Vor diesem Hintergrund habe ich keine Angst. Manches wird sich einschleifen, an manches wird man sich gewöhnen. Hoffentlich auch aneinander, wobei ich hoffe, dass wir uns nicht gegenseitig abnutzen! Wenn ich jetzt so zurückrechne, ohne eine Zahlentheologie entwerfen zu wollen: Von 1985 bis 2002 war die erste große Phase, in der ich verschiedene Wechsel hatte, darunter meine römische Phase und dann die Heimatphase – das waren 17 Jahre. 

Dann bin ich 2002 nach Augsburg gekommen, jetzt haben wir Anfang 2020. Also wieder gut 17 Jahre. Die sind wahnsinnig schnell vorbeigegangen! Wenn wir jetzt wieder rechnen, dann wären es – so Gott will – bis zu meiner Emeritierung gut 16 Jahre. Das wäre sogar eine Trilogie der Zahlensymbolik (Prälat Meier lacht). Vor diesem Hintergrund gehe ich das jetzt einfach mal so an. Ich hoffe, dass es den Leuten mit mir nicht langweilig wird. Ich glaube, ich bin ein facettenreicher Mensch und auch mal gut für eine Überraschung, hoffe ich wenigstens. 

Sie haben einen vollen Terminkalender. Mit den Vorbereitungen auf die Bischofsweihe geht es gleich stressig weiter. Müssen wir uns Sorgen um Ihre Gesundheit machen?

Ich werde am Faschingswochenende nach Rom zu fahren, mich als Bischof einkleiden und dann einfach ein wenig umschauen. Ich freue mich darauf, gerade am Faschingswochenende einmal an die Piazza Navona zu gehen, in die Villa Borghese – drei-vier Tage im Frühjahr, das tut mir gut. Und dann werde ich mich ab dem dritten Fastensonntag eine knappe Woche zum Nachdenken und Beten zurückziehen. Mit fliegenden Fahnen am 21. März in den Dom zu gehen, wäre nicht gut. Wobei es viele unter meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt, die jetzt schon darauf brennen, den Tag der Weihe schön zu gestalten und zu organisieren. Ich muss mir also keine Sorgen machen.

Dann zur Gesundheit: Seit meiner Zeit im Staatssekretariat in Rom mache ich einmal im Jahr einen Check mit Blutuntersuchung, und bis jetzt sind keine auffälligen Werte herausgekommen. Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt. Der Nuntius hat mich im Gespräch zur Ernennung auch gefragt, ob ich gut schlafen kann. In der Tat! Denn ich kann am Abend den Tag zurückgeben in Gottes Hand, nicht nur von der Uhrzeit her, sondern auch von allen Belastungen und Problemen. In Dankbarkeit, aber auch zur Entlastung. Und wenn ich gut schlafen kann, ist das auch gut für die neue Aufgabe. 

Interview: Gerhard Buck und Johannes Müller