Im Advent wird in Herbertshofen Maria von Haus zu Haus getragen

„Wir klopfen an euer Tor“

HERBERTSHOFEN – In der Adventszeit macht sich jedes Jahr eine besondere Besucherin auf den Weg zu den Menschen in Herbertshofen (Kreis Augsburg). Das Bild der Maria in Hoffnung wird von Haus zu Haus getragen. 

Dieser alte adventliche Brauch wurde in der Pfarrei Herbertshofen vor nun mehr als zehn Jahren neu belebt. Auf Initiative des damaligen Ortspfarrers Ludwig Hihler und des Kirchenpflegers Walter Kaiser wurde eine Figur der schwangeren Maria in Auftrag gegeben. Dafür reisten beide nach Südtirol, um beim bekannten Herrgottsschnitzer Luca Prinoth fündig zu werden. Der Künstler hat auch schon für Papst Benedikt XVI. geschnitzt. 

Das grazile, in zarten Farbtönen gefasste Kunstwerk hat seinen Platz in einer Altarnische des Volksaltars in der Pfarrkirche gefunden. Die muschelartige Rundung wurde aus einem Teil des ehemaligen Tabernakels des Hochaltars gearbeitet. Vom ersten Advent bis zur Christmette grüßt Maria in Hoffnung so die Gläubigen. 

Um die Marienfigur unversehrt zu erhalten, geht statt der Statue eine gerahmte Fotografie derselben auf Reise. In einer in der Kirche ausgelegten Liste haben sich Familien und Einzelpersonen eingetragen, die die Maria in Hoffnung einen Tag bei sich beherbergen wollen. Für die Gestaltung der Hausbesuche gibt es ein Gebetsblatt mit verschiedenen Vorschlägen. 

Maria Berger, die schon seit vielen Jahren Gastgeberin des Marienbilds ist, sprechen vor allem die medi-
tativen Fragen an, die einen Bezug zur Gegenwart herstellen. Werden nicht auch bei uns Menschen „ausgesperrt“? Wem müssen wir in diesen Adventstagen Herberge bei uns geben? Fragen, die nachdenklich machen sollten und beantwortet werden müssen. 

Heimat für den Sohn

Für die Übergabe des Bildes wurden folgende Grußworte gewählt: „Wir kommen und klopfen an euer Tor. Wie Maria und Josef stehn wir davor. Unsere liebe Frau geht von Haus zu Haus. Tut auf und weiset sie nicht hinaus. Heut sucht sie, wie damals in Betlehem schon, in unserem Herzen Heimat für den Sohn. Nehmt sie auf als eure Gäst, die man mit Freuden eintreten lässt. Gebt ihnen Raum und Herberg bei euch. Sie wollen euch helfen ins Himmelreich.“ Das Ritual der Übergabe ist immer wieder ein ganz besonderer Moment. 

Am Vorabend des ersten Adventssonntags überreichte Ortspfarrer Gerhard Krammer nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Clemens das Marienbildnis an Annemarie Kottmair. Nun geht es bis zum Heiligen Abend auf „Herbergssuche“ von Haus zu Haus. Dabei erinnert es die Menschen in Herbertshofen nicht nur an das Geschehen im Heiligen Land vor rund 2000 Jahren, sondern auch an den christlichen Wert der Gastfreundschaft, den es auch heute mit Leben zu erfüllen gilt. 

Sabine Eltschkner