NEUBURG – Winzige Hände und Füße, ein zarter Körper und auch das Köpfchen ist deutlich kleiner als sonst bei Neugeborenen. Frühchen haben einen schweren Start ins Leben, auch für die Eltern ist die Situation erst einmal ein Schock. Hildegard Kaufmann näht für die kleinen, zerbrechlichen Babys. Mit den farbenfrohen Anziehsachen schenkt sie Erleichterung und Normalität.
Babykleidung fängt bei Größe 50 an – viel zu groß für so ein zartes Frühchen, das vielleicht erst 30 Zentimeter groß ist. Hildegard Kaufmann aus Neuburg näht seit etlichen Jahren für die kleinsten Erdenbürger einteilige Strampler mit geschlossenen Füßchen, zweiteilige Strampler, Bodys, Wickeloberteile in den Größen 34, 38 und 44, Mützchen für einen Kopfumfang von 27 Zentimetern, dazu Pucksäcke (das sind spezielle Umschlagtücher) und Inkubatordecken in allen Farben und Mustern.
Farben machen gesünder
Das hat auch einen therapeutischen Wert. Eine Stationsleiterin habe gesagt: „Wenn Babys auf etwas Buntem liegen, sehen sie viel gesünder aus, was gleich eine andere Atmosphäre schafft“, erzählt die fleißige Näherin. Und Enkelin Katharina Kaltenstadler ergänzt, die Eltern seien gleich viel glücklicher, wenn ihr Baby fröhlich angezogen sei und besser aussehe – was sich wiederum auf das Kleine überträgt.
„Mein kleiner Bruder ist sehr krank auf die Welt gekommen, und meiner Oma fiel bei Besuchen auf, dass die Frühgeborenen auf der Intensivstation gar nicht schön angezogen waren“, erzählt die 25-Jährige, wie es zu dem arbeitsaufwendigen Hobby kam. Neben den Enkelinnen beschäftigt es auch deren Tante Alexandra Demuth (51).
Hildegard Kaufmann nahm sich vor 18 Jahren vor, etwas Schönes für die Winzlinge zu nähen. Konkret wurde das Vorhaben, als sie in der Zeitung las, dass es bereits Frauen gab, die für Frühchen nähten. Sie schloss sich ihnen an und machte alleine weiter, als sich die Gruppe auflöste. Dann bekam sie Kontakt zu einem Dietfurter Verein und nähte fortan für die Frühgeborenenstationen in Münchner, Nürnberger, Straubinger Kliniken und natürlich für die heimische Klinik St. Elisabeth in Neuburg. Die Enkeltöchter Johanna (23) und Katharina Kaltenstadler schlossen sich an.
60 Sets im Jahr
Wie viel sie in den Jahren genäht hat, hat Hildegard Kaufmann nicht notiert. Alleine für St. Elisabeth hat sie circa 60 Sets im Jahr produziert, alle Vierteljahre gab sie 15 Sets ab. Eltern von Frühchen bekommen kostenlos ein Starterset. Um das Material zu refinanzieren haben Tochter und Enkelinnen den Verein „Neuburgs kleine Wunder“ gegründet. Außerdem nähen die vier Hosen und Mützen in Größe 62, die in der Bäckerei Kaltenstadler und im Friseursalon von Alexandra Demuth im Rödenhof zugunsten des Vereins verkauft werden – wunderschöne Geschenke für Neugeborene.