Krippe im barocken Stil

Christus ist Mensch geworden

MARIA VESPERBILD – Zu den Seelsorgern, die am vielbesuchten Wallfahrtsort Maria Vesperbild tätig sind, zählt Benefiziat Jürgen Amerschläger. Der Geistliche ist ein großer Liebhaber schwäbischer Barockkrippen. In seinem Wohnzimmer hat er sich einen Traum erfüllt und seine eigene, in Oberschwaben gefertigte Weihnachtskrippe aufgestellt.

 „Barocke Krippen, wie etwa in Edelstetten, haben mich immer schon ganz besonders fasziniert“, erzählt Amerschläger. Da versteht es sich von selbst, dass er das kürzlich neu eröffnete Schwäbische Krippenmuseum in Mindelheim bereits besucht hat. 

Aus Weingarten

Bereits vor fünf, sechs Jahren, habe er Informationen über den Heimatkundler Jürgen Hohl erhalten, der in Weingarten Krippenfiguren im barocken Stil fertigt und diese mit oberschwäbischer Tracht bekleidet. „Vor etwa fünf Jahren bin ich erstmals dorthin gefahren“, erläutert Amerschläger. „Es begann mit der Heiligen Familie. Im Lauf der Jahre kamen dann nach und nach die anderen Figuren hinzu.“

Die Krippe mit ihren prachtvoll gekleideten Figuren weist einige Besonderheiten auf, wie etwa die Königin von Saba. Als Zeitgenossin Salomons gehört sie eigentlich ins zehnte Jahrhundert vor Christus. Sie huldigt – als Vertreterin des Heidentums – dem neugeborenen Christkind ebenso wie die Heiligen Drei Könige und ein Hirte, der ein Lamm auf den Schultern trägt und – so der Benefiziat – „damit auf das Lamm Gottes hinweist“. Dass die Geburt Christi hier in einer Ruine stattfindet, symbolisiere die Erfüllung des Alten Testaments durch den Neuen Bund.

Figürlich dargestellt ist auch Jesaja, dessen Prophezeiung („Siehe, eine Jungfrau wird empfangen“) auf das hindeute, worum es an Weihnachten eigentlich gehe. „Die Menschwerdung Christi, des Gottessohnes, und die Gottheit Christi sollen im Mittelpunkt stehen und durch die Krippe besonders hervorgehoben werden“, betont Amerschläger. 

Blau steht für Treue

Er erläutert den Sinn der Farbgebung der Kleidung der Heiligen Familie: „Das Rot des Kleides der Muttergottes steht sinnbildlich für ihre Liebe, das Blau ihres Mantels für die Treue, das Weiß ihres Schleiers für die Reinheit. Das violette Gewand des heiligen Josef drückt Demut aus, das Beige beim Jesuskind die ewige Weisheit Gottes.“

Das detailfreudig dargestellte Gefolge der Weisen aus dem Morgenland sorgt in Amerschlägers Krippe für ein munteres Treiben, aber auch dafür, „dass für weitere Neuerwerbungen kaum noch Platz frei ist, so dass meine Krippe, um nicht überladen zu wirken, jetzt zu einem Abschluss gekommen sein dürfte“. 

Es sei sehr schön, eine solche Krippe zu besitzen, versichert der Geistliche.„Aber der eigentliche Höhepunkt von Weihnachten findet für mich in der Heiligen Nacht statt, wenn Jesus mich bei der Wandlung aus der Hostie anschaut.“ Bei jeder Heiligen Messe komme der Weihnachtsgedanke in besonderer Weise zur Geltung.

Thomas Niedermair