Künftiger Leiter der Bischöflichen Finanzkammer

Manager mit Sinn für Mehrwert

AUGSBURG – „Quella. – Ja bitte?“ Der künftige Leiter der Finanzkammer der Diözese Augsburg wirkt schon beim ersten Eindruck am Telefon so freundlich und zugänglich, wie er sich dann beim Besuch in der Redaktion erweist: Mit einem Lächeln auf den Lippen nimmt er sich viel Zeit für die Fragen der Katholischen SonntagsZeitung. Wer dachte, es gäbe ein paar trockene Fakten, hat sich getäuscht: Jé­rôme-Oliver Quella ist witzig, herzlich und voller Überraschungen.

Dass Quella, der bereits für mehrere renommierte deutsche und internationale Firmen im führenden Management tätig war, nun ab Juni auf der Gehaltsliste der Diözese Augsburg steht, zunächst als Stellvertreter, dann als Leiter der Hauptabteilung „wirtschaftliche Angelegenheiten, Recht und Bauwesen“, hat wohl nicht zuletzt mit dessen Neugier zu tun: Weil er die Aufgabe „mehr als nur interessant, durchaus herausfordernd“ fand, wandte er sich erst einmal schriftlich an Generalvikar Harald Heinrich. 

Wie Quella einräumt, beschäftigten ihn anfangs „gewisse Eckpunkte und Kanten, die für die katholische Kirche im klassischen Sinne vielleicht nicht so rund sein können“. Mit den Kanten meinte er sich selbst – er ist evangelisch. Er kam ins Gespräch mit Heinrich und fand Gefallen an dessen „Humor und Offenheit“ sowie der Versicherung: „Entscheidend ist, dass man Christ ist.“

Der künftige evangelische Finanzchef der katholischen Diö­zese findet, „dass Augsburg der ideale Ort ist, um evangelische und katholische Christen zusammenzubringen“. Und er fügt hinzu: „Wenn das hier nicht funktioniert, wo dann?“ Er lebt es selber vor: Verheiratet ist der 47-Jährige mit einer Katholikin. Er und seine Frau Esther wurden in der Markuskirche der Augsburger Fuggerei getraut. Noch heute erinnern sich beide gerne an das Ehevorbereitungsseminar im Exerzitienhaus Leitershofen.

Es bedurfte freilich einiger Umwege, bis der „Hamburger Jung“, der eigentlich bei der Marine den Wehrdienst ableisten wollte, in der Fuggerstadt landete. Über eine Zwischenstation der Familie am Ammersee samt dortigem Gymnasialabschluss führte der Weg weiter zum neugegründeten Studiengang Ökonomie an der Universität Augsburg, wo Quella bald seine spätere Frau kennenlernte. 

Wirtschaft statt Marine

Die Partnerschaft mit der Juristin ist der Grund für die Zusatzqualifikation des Betriebswirtschaftlers als Wirtschaftsjurist. Möglich war all das letztlich nur, weil plötzlich ein Studienplatz her gemusst hatte. Wider Erwarten war der junge Mann  ausgemustert worden.  Ganz verdrängt sind die einstigen Marine-Träume nicht. „Ich suche hin und wieder das Wasser“, sagt Quella lachend und verrät, dass er den Führerschein für Motorboote absolvieren will – auch seiner Frau zuliebe. Gerne entspannen die beiden zudem beim Joggen, Radeln und sonstigen Ausflügen.

Und woher rührt der wohlklingende französische Name (gesprochen „Scherom“), der an einen bekannten Fußballer erinnert? Hier ist die Erklärung weniger verschlungen. Die katholische Mutter entwickelte im belgischen Internat ein Fai­ble für französische Namen, erzählt ihr ältester Sohn schmunzelnd. Und so wurden die Kinder Jér­ôme, Nadine und André genannt. Sozusagen als Ausgleich habe der Vater den deutsch gesprochenen Zweitnamen Oliver durchgesetzt. 

Meist aus dem Englischen stammen die Fachbegriffe, mit denen heutzutage in der Wirtschaft gearbeitet wird – zum Beispiel „Compliance“. Quella erläutert: „Es sind ja Menschen, die miteinander arbeiten, und da beruht viel auf Vertrauen. Doch es braucht auch Kontrolle. Dieser Spagat zwischen Kontrolle und Vertrauen wird in der Compliance zum Ausdruck gebracht.“

Leicht verständlich ist es jedenfalls, wenn Quella beim Rundgang durch die Redaktion jeden per Handschlag begrüßt und dabei betont: „Auf gute Zusammenarbeit!“

jm/rk

24.04.2019 - Bistum Augsburg , Hintergrund