Meditationsweg von Bissingen nach Buggenhofen

Durch Wald und Lichtungen

BISSINGEN – „Der Weg ist das Ziel“ – Unter dieses Motto stellte der Windacher Künstler Franz Hämmerle seinen Stationenweg von Bissingen nach Buggenhofen im Landkreis Dillingen an der Donau. Buggenhofen zählt zu den stark frequentierten Marienwallfahrtsorten im Bistum Augsburg. Im Jahr 1471 wurde dort auf wundersame Weise eine im Boden vergrabene Marienstatue gefunden. 

Auf diesem Platz entstand noch im selben Jahr die Kirche. Es ist eines der wenigen Gotteshäuser, die die Säkularisation unbeschadet überstanden haben. Eine der wichtigen Strecken in der Umgebung des Wallfahrtsortes ist der seit Generationen benutzte Pilgerweg, der vom Nachbarort Bissingen zu dem Gotteshaus führt. 

Um das Jahr 1989 wollte der damalige Ortspfarrer Hermann Neuß diesen Weg aufwerten. Dazu kontaktierte er den Theologen und Künstler Hämmerle aus Windach am Ammersee mit der Idee, dass dieser entlang der Strecke einen Kreuzweg gestalten sollte. 

Der Künstler überzeugte den Pfarrer, die Sache größer anzugehen. So entstand ein Meditationsweg für das Leben mit Gott. In elf Stationen mit steinernen Skulpturen werden die biblischen Passions- und Ostererzählungen dargestellt. Die letzte Station bringt mit der Völkerwallfahrt zum Zion sogar einen Ausblick auf die prophetische Literatur. An den Skulpturen hat der Künstler Täfelchen mit theologischen Leitfragen angebracht. 

Dreidimensional schräg und nach oben hin immer dicker werdend kommt das schwere Kreuz aus dem Stein, unter dem Jesus dreimal fällt. Aus der Perspektive Jesu werden für den Zuschauer in einer Gruppe drei Personen dargestellt, denen er auf dem Kreuzweg begegnet. Mit liebevollem Gesicht reicht ihm Veronika das Schweißtuch. Seine Mutter Maria beugt schmerzvoll ihr Haupt.Ohne jeden Gesichtsausdruck hingegen ist Simon von Cyrene dargestellt, der gezwungen wird, Jesus das Kreuz zu tragen. 

Theologische Leitfragen

Die beiden Emmaus-Jünger sitzen zusammen an einem Tisch. Aus einer Steinplatte dahinter arbeiten sich schemenhaft das Gesicht und die Hand eines Mannes heraus. Die theologische Leitfrage lautet: „Wie oft geht er mit uns und wir erkennen ihn nicht?“ 

Nach dem gleichen Muster wird die Erscheinung Jesu vor dem ungläubigen Thomas dargestellt. Die theologische Leitfrage „Wo stehen wir?“ wird dabei für den Betrachter erfahrbar gemacht. Steht man an der rechten Seite der Skulptur, wird die Steinplatte mit dem Auferstandenen von der Statue des ungläubigen Thomas verdeckt. 

Bei der siebten Station geht es in einen wunderschönen, hellgrünen Laubwald. Schattige Passagen unter hohen Zweigen wechseln sich mit Lichtungen ab. An der vorletzten Station eröffnet sich dem Wanderer ein wundervolles Panorama mit Blick auf die Wallfahrtskirche, den Wald und das idyllische Kesseltal. Eine hölzerne Panoramaliege lädt zum Verweilen ein. 

Auf dem Weg liegt auch ein Bildstock mit einem Lamm und einer Muttergottes mit dem Jesuskind. Darin ist ein kurzes Gebet zur Corona-Krise zu lesen: „Oh Mutter der Barmherzigkeit, schau auf deine Kinder in dieser schweren Zeit der Prüfungen und Herausforderungen in vielen Teilen der Welt“. 

Martin Gah

Info: Der Weg ist 1,4 Kilometer lang und geteert, daher auch mit Rollator oder Rollstuhl gut machbar. Es sind jedoch teils große Steigungen zu überwinden. Startpunkt des Weges ist der Sportplatz in Bissingen am Erzbischof-Schreiber-Weg. www.bissingen.de.

18.05.2020 - Bayern , Bistum Augsburg