Gerechter Friede statt gerechter Krieg

Ludwig Rendle promovierte über den Priester und Pazifisten Max Josef Metzger

AUGSBURG/OBERROTH – „Ein rollender Stein setzt kein Moos an“, zitiert der Ruheständler Ludwig Rendle ein chinesisches Sprichwort, wenn man ihn auf seine Aktivitäten anspricht. Vor zehn Jahren ging der Oberstudiendirektor, der im Ordinariat die Abteilung Schule und Religionsunterricht geleitet hatte, in Pension. Sich im Ohrensessel nach einem reichen Arbeitsleben auszuruhen, war sein Sache nicht. Rendle verfasste eine Doktorarbeit über den Priester und Pazifisten Max Josef Metzger aus dem badischen Schopfloch. 

Doch von langer Hand geplant war dies nicht. Der 75-Jährige, der täglich in seinem Heimatort Ober­roth im Landkreis Neu-Ulm fünf Kilometer joggt und den man um etliche Jahre jünger schätzen würde, wusste bei seiner Pensionierung nur, dass er nicht so enden wollte wie jener Schulleiter, den er einst in den Ruhestand verabschiedet hatte. „Der Arme hat gezittert und geklagt: Jetzt bin ich nichts mehr“, erzählt Rendle. 

Zunächst hatte der frischgebackene Pensionär Aufgaben mit in den Ruhestand genommen, so dass er „in den ersten Jahren nicht viel Zeit hatte“. Rendle arbeitete an Religionsbüchern für die Grundschulen aller Bundesländer, er unterrichtete angehende Erzieherinnen in Augsburg und in Kempten und wurde dann noch auf Bitten eines Verlages Herausgeber für die Fachzeitung „RelliS – Religion lehren und lernen in der Schule“.

Der Same, aus dem der Wunsch nach einer intensiven Beschäftigung mit einer christlichen Persönlichkeit erwuchs, wurde schon in den letzten Jahren vor der Pensionierung gelegt. 2007 bis 2009 hatte er mit Karl Bauer von der Medienzentrale einen Film für den Religionsunterricht mit dem Titel „Schrittmacher im Glauben“ erstellt. „Da ist mir bewusst geworden, dass Menschen wie Johann Evangelist Wagner oder Hans Adlhoch mit ihrem Lebensmut auch heute noch beispielhaft sind“, berichtet Rendle. 

Dem Schicksal Adlhochs, mit dem er sich schon im Handbuch für den Film beschäftigte, wollte er gerne nachgehen. Doch weil die Nazis alle Unterlagen über ihn vernichtet hatten, „kam mir Max Josef Metzger in den Sinn“. Denn schon als Student hatte sich Rendle ein Büchlein mit Briefen von Metzger aus dem Gefängnis gekauft. Das Schreiben von 1939 an Papst Pius XII., in dem er ihn bat, ein allgemeines Konzil in Assisi vorzubereiten und die Trennung der Christen aufzuheben, um damit den Krieg zu verhindern, beeindruckte Rendle besonders. „Je mehr ich mich mit Metzger beschäftigte, umso mehr wuchs meine Achtung vor diesem Menschen, der von seinen Zeitgenossen nicht verstanden wurde“, erläutert er. 

Warnung des Bischofs

Zwar schätzten die Päpste seiner Zeit diesen Vordenker – so übernahm Benedikt XV. Gedanken Metzgers in seiner Friedensenzyklika – ,
der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber und der Augsburger Bischof Maximilian von Lingg waren auf ihn aber nicht gut zu sprechen. Der Augsburger Oberhirte drohte Metzger, seit 1928 Leiter der Christkönigsgesellschaft in Meitingen, in einem Brief von 1929: Wenn er nochmals höre, dass Metzger die Messe zum Volk gerichtet in deutscher Sprache zelebriere oder Personen um den Altar versammle, werde er ihn vom Priesteramt suspendieren.

Immer intensiver beschäftigte sich Rendle mit Max Josef Metzger. Da riet ihm ein Kirchenhistoriker, er solle doch über ihn promovieren. Nach einigem Suchen hatte der Pensionär 2015 in dem Augsburger Kirchenhistoriker Professor Jörg Ernesti einen Doktorvater gefunden. „Mit ihm hatte ich großes Glück“, findet Rendle. „Er hat mich davor bewahrt, mich auf Nebengleisen zu verzetteln.“ Außerdem verlangte er von Rendle, erst einmal nur mit den Originalquellen zu arbeiten. Der Professor mag sich über den älteren Herrn, der sein Vater hätte sein können, gewundert haben. Als er aber sah, wie sich der Senior in die Arbeit hin­einkniete, wurde es ein fruchtbarer Austausch. 

In seinem Gutachten nannte der Professor die Promotionsschrift eine „materialreiche, klug argumentierende und wichtige Studie“ und bewertete sie mit der Note „magna cum laude – sehr gut.“ Ernesti würdigte die „immense Arbeitsleistung“  bei der Aufarbeitung der Dokumente. Sie füllen in Rendles Arbeitszimmer 25 prall gefüllte Leitz-Ordner. Vorangegangene Arbeiten hatten in Metzgers Entwicklung immer etwas Sprunghaftes gesehen. Ernesti hebt hervor, Rendle habe zeigen können, dass der Weg des Freiburger Priesters immer „folgerichtig“ gewesen sei und sich Metzger auf den verschiedenen Etappen „bewusst immer neue Partner und neue Plattformen suchte“. Ernesti beurteilt dies als „das eigentliche Verdienst dieser Arbeit“. Gerhard Buck

Information: 

Ludwig Rendle, „Max Josef Metzger: Gerechter Friede statt Gerechter Krieg“, Grünewald-Verlag, ISBN: 978-3-7867-3216-7, Preis: 40 Euro. Das Buch erscheint Ende 2020/Anfang 2021. 

01.10.2020 - Forschung , Frieden