Schwester Dominika backt Plätzchen

„Gebazelt“ soll es nicht sein

AUGSBURG – „Ich bin fürs Exakte“, betont die Maria-­Stern-Schwester Dominika, die Bischof Bertram den Haushalt führt. „Wenn meine Plätzchen gebazelt aussehen, dann habe ich da meine Schwierigkeiten.“ Immer Mitte November fängt die Haushälterin mit dem Backen der Weihnachtsplätzchen an. „Gebazelt“ sehen sie natürlich nicht aus, eher so, als kämen sie direkt vom Konditor.

Etwa vier Wochen ist Schwester Dominika Meier mit dem Backen beschäftigt, schließlich backt sie nicht allein für den Bischof, sondern für dessen Gäste und für manche, die jedes Jahr mit einer süßen Weihnachtsgabe bedacht werden. Im vergangenen Jahr war das unter anderem auch Bischof Konrad. 

Wenn Einladungen zu einem Essen auf dem Terminkalender stehen, dann setzt die Schwester mit dem Backen aus. Logistisch könnte die gelernte Hauswirtschafterin das Kochen für Gäste und nebenbei das Backen schon bewältigen, aber dazu bräuchte sie eine große Profiküche.Im Wohnhaus von Bischof Bertram steht ihr aber nur eine normale Küche, wie sie jede Hausfrau hat, zur Verfügung. Da wird es dann zu eng.  

Den Anfang macht immer die Sorte „Hausfreundchen“. Auf ein rundes Plätzchen wird säuerliche Johannisbeermarmelade gestrichen, darauf kommt eine Lage Marzipan, oben drauf ein weiteres Plätzchen und dann folgt eine Schokoladenglasur. Den Abschluss bildet dann eine  halbe Walnuss. „Das sieht gut aus, und wenn es durchgezogen hat, schmeckt es sehr lecker“, versichert die Unterfränkin. Aber heuer ist sie zu ihrem Kummer noch nicht dazu gekommen, Walnusshälften zu besorgen. Deshalb müssen die „Hausfreundchen“ erst einmal warten. 

Also kommen zuerst die „Rotweinherzen“ dran. Das passe ja auch ganz gut, sagt sie verschmitzt, schließlich habe die Diözese jetzt einen „Bischof der Herzen“ bekommen, wie ihr immer mal wieder signalisiert werde. Dazu sticht sie aus dem ausgewellten Teig Herzen aus, die 15 Minuten gebacken werden. Für den Deckel werden nochmals Herzen ausgestochen. Schwierig ist, dass man daraus wieder ein herzförmiges Fenster ausstanzen muss. Diese Oberteile werden dann gebacken, aber ja nicht zu lange.

Hauptsache schön rot

Falls doch mal welche braun werden, was selten vorkommt, darf der Bischof davon naschen. Auch was zerbricht, wird zum Naschen freigegeben. „Da wird nichts weggeworfen“, bekräftigt Schwester Dominika. Die untere Seite bestreicht sie mit Kirschgelee. Man könne auch Johannisbeermarmelade nehmen, wichtig ist nur: Alles muss schön rot leuchten. Die oberen Fensterstücke werden aus einer Glasur mit Rotwein, Kirschgelee und Puderzucker bestrichen. „Das gibt eine schöne rosa Farbe“, sagt die Haushälterin. 

So um die 24 Sorten wird die Schwester auch in diesem Jahr backen. Sie zählt einige auf: Kaffeesterne mit einer echten Kaffeebohne, Orangen- und Schokoladeplätzchen, Vanille- und Nougathörnchen, Rote Kränzchen mit Marzipan und Haferflocken, Rote Ringe, Frankfurter Kränzchen, Rautennussplätzchen, Spritzgebackenes – das Rezept hat sie noch von ihrer Mutter, Aprikosenquadrate, Spitzbuben, Schokomonde, Freudentränen, Florentiner, Kokos- und Nussmakronen, Anisplätzchen und andere mehr. Damit sie nicht den Überblick verliert, notiert sie alle Sorten, die schon fertig  sind.

Lästig ist die Backerei der Bischofshaushälterin keineswegs. In der Küche des Altenheims St. Anna hätten ihre Mitschwestern und sie noch ganz andere Mengen produziert. „Ich mach’ es gern. Es ist ein Hingehen auf Weihnachten.“ Das Plätzchenbacken empfindet sie als ausgesprochen „meditativ“. Alle Sinne seien eingespannt. Sie fühle zum Beispiel, ob der Teig auch gleichmäßig ausgerollt ist. „Da kommt man runter, das ist was Schönes“, findet Schwester Dominika.

Gerhard Buck