Suppentreff der Malteser

Heute „Gaisburger Marsch“

NEU-ULM – Pünktlich um 16 Uhr – die vier Glockenschläge der benachbarten Johanneskirche sind soeben verklungen – spricht Pia Eble von den Maltesern in Neu-Ulm das Tischgebet. Es schließt mit dem Vaterunser. Drei Männer und acht Frauen sprechen es verhalten mit. 

Jetzt wird aufgetischt. Bei „Johannes’ Suppentreff“ an der Augsburger Straße in Neu-Ulm gibt es heute das Eintopfgericht „Gaisburger Marsch“, dazu Semmeln, hinterher Kaffee mit Kuchen. Seit November vergangenen Jahres laden Neu-Ulms
Malteser zweimal monatlich zum Suppentreff. Arme, Bedürftige, Hilflose, alle, die sich schwertun, mit ihrem Geld monatlich über die Runden zu kommen, sind zum Mittagstisch eingeladen – kostenlos und ohne Vorbedingung. 

„Wir prüfen die Bedürftigkeit unserer Gäste natürlich nicht nach“, sagt Pia Eble, die seit gut drei Jahren die Neu-Ulmer Malteserdienststelle leitet. Sie kann sich auch nicht recht vorstellen, dass jemand zu ihr kommt, der es nicht nötig hat. „Denn sogar jene, die wirklich in Not sind, genieren sich, es zuzugeben und anderen zu zeigen.“

 So klopfen nur jene an, für die die Tafel gedacht ist. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass die Malteser einladen. „Zum ersten Essen waren es acht,“ sagt Pia Eble, „zum nächsten 16“. An Spitzentagen drängten sich schon mal 25 bis 30 Gäste in dem kleinen Raum, so dass es richtig eng wurde.

Drei Helfer stehen Dienststellenleiterin Pia Eble an diesem Tag zur Seite. Erol Ercan, deutsch-türkischer Koch in Rente, pendelt zwischen der Tagesstätte der Diakonie und dem Suppentreff der Malteser. Der 37 Jahre alte Cüneyt Derda Akgül kam als politischer Flüchtling aus der Türkei, ist Englischlehrer, der aber noch Deutsch lernen muss. Hier wendet er seine schon guten Kenntnisse in der Praxis an. 

Und dann ist da noch die pensionierte Musikschullehrerin Regina Schwarzer, die sich von Pia Eble anstecken ließ, einmal etwas Neues auszuprobieren. „Es ist wichtig, fremde Menschen einmal aus der Nähe kennenzulernen“, findet sie. Begegnungen auf der Straße führten leicht dazu, alle in irgendeiner Schublade abzulegen, wo sie sicher gar nicht hingehörten. Johannes’ Suppentreff bietet ihr die spannende Gelegenheit, Verbindungen zu knüpfen, Fremde mit neuen Augen zu betrachten. 

Die Nachmittagsgäste, die zum Suppentreff – benannt nach Johann Baptist, dem Patron der Malteser – von 16 bis 19 Uhr kommen und auch an diesem Tag ständig mehr werden, sind nicht als bedürftig zu erkennen. Sie bewegen sich zwanglos, nehmen an einem der vier Tische Platz, plaudern wie alte Bekannte miteinander. Die Stimmung ist gelockert, der Gaisburger Marsch schmackhaft. Gestiftet hat ihn eine Neu-Ulmer Metzgerei, die monatlich eine solche Spende gibt. 

Die Semmeln kommen kostenlos von einer Konditorei in Neu-Ulm. „Natürlich gehen wir betteln“, erklärt Pia Eble. Viele in Neu-Ulm und Umgebung geben gern. So werben die Malteser auch gar nicht eigens für die Suppentafel. Es spricht sich herum. Partner wie Kirchen, Sozialämter, Beratungsstellen und die Telefonseelsorge weisen auf den allle 14 Tage stattfindenden Treff an der Augsburger Straße hin.

Gerrit-R. Ranft

21.03.2019 - Bistum Augsburg , Hilfswerke