Tag der Ehejubilare

„Mädchen, ich komm wieder“

AUGSBURG – Wussten Sie, wie man ein 80-jähriges Ehejubiläum nennt? Es ist die Eichenhochzeit.  Dieses seltene Fest feiern Charlotte und Ludwig Piller aus Memmingen in diesem Jahr. Sie waren eines von über 1300 Ehepaaren, die sich im Rahmen der Ulrichswoche für den „Tag der Ehejubilare“ in Augsburg angemeldet hatten.

Der Nachmittag begann mit einem festlichen Orgelkonzert in der Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra, dem sich eine Eucharistiefeier mit Weihbischof Anton Losinger anschloss. „Welche vielfältigen, unterschiedlichen Wege werden das gewesen sein, die Sie, hochgeschätzte Jubilare, heute hierher gebracht haben? Wege voller Zuversicht, manchmal enttäuschend, aber doch wieder voll Kraft und Liebe.“ Mit diesen Worten begann der Weih-
bischof seine Predigt, die dann auch im Folgenden um die Wegesymbolik kreiste. 

Der Weg in die Ehe gleiche dem starken Wort, das Gott zu Abraham gesprochen habe: „Geh in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Doch stehe der Auszug – aus dem Elternhaus in die Ehe wie der biblische Auszug Abrahams – unter einer großen Gewissheit: dem Schutz Gottes. Der zweite Weg sei der der Barmherzigkeit, führte der Weihbischof aus. Groß sei oft der Schmerz, etwa wenn Kinder nicht in die Kirche gingen oder bei häuslichen Differenzen. Weihbischof Losinger erinnerte an den barmherzigen Vater, der alles tue, um seinen verlorenen Sohn zurückzugewinnen, aber auch an den Ausspruch von Papst Franziskus: „Niemals soll in einer Ehe eines dieser drei Worte fehlen: bitte, danke, Entschuldigung.“ 

Gott geht den Weg mit

Zuletzt erinnerte Losinger an den Weg der Emmausjünger. Stets sei der Herr da, auch wenn man ihn nicht sehe, gehe er den Weg mit bis zu unserem Ende. „Ich wünsche Ihnen, dass sie im Laufe Ihres gemeinsamen Ehelebens diese Nähe immer wieder erfahren und spüren durften und weiterhin dürfen.“ Zum Ende des Dankgottesdienstes erbat der Weihbischof mit dem Ulrichskreuz den Beistand Gottes für alle Gläubigen. Er spendete jedem Ehepaar einen persönlichen Segen. 

Auch Barbara und Werner Kleinheinz aus dem Oberallgäu reihten sich vor Weihbischof Losinger in die lange Schlange der Ehejubilare ein. Vor 50 Jahren haben die beiden geheiratet. Am Anfang ihrer Ehe seien sie, so Barbara Kleinheinz, mehr „Traditionschristen“ gewesen. Ein Besuch in Medjugorje habe ihnen dann die wirkliche „Bekehrung“ geschenkt. „Der Glaube hat uns Kraft, Glück und Frieden gebracht“, sagte das Paar, besonders weil auch ihre Kinder Freude am Glauben gefunden hätten. Die älteste Tochter sei sogar Ordensfrau geworden. Mit großer Bewegung erinnerte sich Werner Kleinheinz, wie er das erste Mal die Kraft des Rosenkranzgebets erfahren habe. 

Einst Kampfflieger

Nur bewundern konnte man das Ehepaar Piller aus Memmingen, das heuer auf 80 gemeinsame Jahre zurückblickt. Ludwig mit 104, Charlotte Piller mit 98 Jahren sind gern der Einladung des Bischofs zum Tag der Ehejubilare gefolgt. 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, haben sie geheiratet. Nur stundenweise konnte der Bräutigam am Tag seiner Hochzeit anwesend sein, weil er sich als Kampfflieger immer wieder am Standort melden musste. „Mädchen, ich komm wieder“, das war das Versprechen an seine Frau, wenn er zu Einsätzen in Frankreich, Italien oder Russland musste. An dieses Versprechen klammerte sich die junge Charlotte und ein unerschütterliches Gottvertrauen ließ sie nie etwas anderes glauben. 

1945 kam der erste von zwei Söhnen zur Welt. Für Ludwig endete die Kriegsgefangenschaft. Nun konnte die junge Familie ein Leben der Normalität und des Beisammenseins beginnen. Trotz des hohen Alters ist das Ehepaar im Herzen jung geblieben und die Erzählungen der beiden sind lebhaft. Sicherlich tragen ihre fünf Enkel, mit denen sie in großer Liebe und Freude verbunden sind, ihren Teil dazu bei.

Im Haus St. Ulrich trafen sich die Paare, die heuer 50, 60 und mehr Jahre verheiratet sind, zu einem festlichen Nachmittag bei Kaffee, Kuchen und beschwingter Musik. In angeregter Unterhaltung tauschten sie Erlebnisse, Erfahrungen und Tipps aus, wie eine glückliche Ehe über Jahrzehnte in Liebe und Treue bewahrt werden kann. „Ein Geheimnis ist auch: man darf bloß nicht früher sterben“, sagte verschmitzt der älteste Jubilar.

Ingrid Paulus

09.07.2019 - Bistum Augsburg