Wallfahrt Maria Beinberg besteht seit 500 Jahren

Die Muttergottes wirkt Wunder

MARIA BEINBERG – Seit 500 Jahren pilgern Gläubige aus der näheren und weiteren Umgebung nach Maria Beinberg (Kreis Neuburg-Schrobenhausen). Die spätgotische Wallfahrtskirche, deren heutige Ausstattung aus der Barockzeit stammt, wurde zwar bereits am 7. Oktober 1500 geweiht, doch die 1,38 Meter hohe spätgotische Statue der Beinberger Muttergottes entstand erst um 1520. Weshalb das Jubiläum heuer gefeiert wird. 

Ihre Blütezeit erlebte die Wallfahrt im 18. Jahrhundert. Vor allem aus der Umgebung, den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen, Aichach-Friedberg, aber auch aus Dachau, Augsburg und dem Augsburger Land, aus Dillingen, München und Ingolstadt wallfahren auch heute noch viele Gläubige nach Maria Beinberg. 

In neuerer Zeit belebt eine Blutreliquie von Papst Johannes Paul II., die im Mai 2017 aus Krakau auf den Beinberg kam, die Wallfahrt. Am Fatimatag und jeden Sonntagnachmittag wird ein Einzelsegen erteilt, indem Pilgern das Kreuz, in das die Reliquie gefasst ist, aufgelegt wird. Die Kreuzauflegung sei sehr beliebt, erzählt Pfarrer Michael Menzinger. 

Er betrachtet es als göttliche Fügung, „hier Pfarrer und Wallfahrtsdirektor zu sein“. Damit hätte er nicht gerechnet, als er als Jugendlicher mit dem Mofa vom 20 Kilometer entfernten Igenhausen hierherkam. Heute freut er sich über geschätzte 10 000 Wallfahrer pro Jahr. „Maria Beinberg ist eine Wallfahrt der kleinen Leute“, sagt Menzinger. Es seien „Menschen, die um ihre Bedürftigkeit wissen und sich der Gnade und Barmherzigkeit Gottes auf die Fürsprache Mariens anvertrauen“. 

Häufig kommen junge Frauen oder Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Auch gesundheitliche oder familiäre Probleme wie Generationenkonflikte, Ehekrisen oder die Berufswahl junger Menschen sind oft Anlass zur Wallfahrt.

Ob Pilger zu Fuß, mit dem Rad oder in Busgruppen anreisen – einsam ist es selten auf dem Beinberg. Besonders treue Pilgergruppen kommen seit Jahrhunderten, so aus Holzheim bei Rain am Lech oder aus Gundelsdorf. Sie wallfahren aus einer Tradition heraus, die wahrscheinlich noch in der Pestzeit wurzelt. „Die Menschen kommen hierher, weil sie sich auf dem Beinberg wohl und geborgen fühlen“, meint Pfarrer Menzinger. Daher ist es ihm sehr wichtig, die Kirche offenzuhalten. 

Zwei Legenden erklären den Namen Beinberg mit einer Schlacht, nach der so viele Gebeine aufgeschichtet wurden, dass ein Berg entstand. Der vorher Steinberg genannte Hügel sei aufgrund der vielen Gebeine umbenannt worden. Historischer Kern könnte die Ungarnschlacht im  Jahr 955 gewesen sein. 

Von Ritter gestiftet

Bewohnt war der Hügel schon in vorchristlicher Zeit von Bauern der Bronze-, Hallstatt- und Keltenzeit. Stifter der ersten Kapelle auf dem Beinberg waren der Schrobenhausener Landpfleger Ritter Bernhard „der Peisser“ und seine Gemahlin Elisabeth – vermutlich aus Dankbarkeit, weil sie die Pestjahre 1462/63 überlebt hatten. Sein Nachfolger Leonhard von Gumppenberg begann den Bau der heutigen Kirche. Dessen Nachfolger Eucharius von Oetting vollendete ihn. Das Benefizium wurde im frühen 16. Jahrhundert gegründet. Erster Benefiziat war Sebastian Huber um 1525.

Von der Hilfe, die die Wallfahrer erfuhren, zeugen unzählige Votivtafeln und die Einträge in den Gebetsanliegenbüchern sowie dem Mirakelbuch aus dem 18. Jahrhundert.Dessen 2000 Mirakelzeugnisse auf 553 Seiten wertete Pfarrer Stephan Rauscher in seiner Diplomarbeit aus. Die ältesten Aufzeichnungen, die wohl vom Benefiziaten Andreas Germann stammen, sind noch sehr ausführlich gehalten. Spätere Eintragungen beschränken sich auf den Namen des Votaten, mitunter um Stand oder Beruf ergänzt, den Ort, den Votationsgrund, Votivgaben und schließlich die Bestätigung der Hilfe. 

Anfangs wurden nur einzelne Wunderberichte aufgezeichnet, dann steigerte sich die Zahl. In der Barockzeit war es sogar Sitte, an Wallfahrtstagen Mirakel von der Kanzel herab zu verkünden. Den weitesten Weg nahm eine Frau aus dem Bistum Konstanz auf sich. Sie musste an Krücken gehen, wie das Mirakelbuch berichtet. Diese Maria Schmidtin habe auf dem Rückweg die Krücken nicht mehr nötig gehabt, sondern sei gesund nach Hause gegangen, wurde überliefert.

Beistand bei Geburt

Das Mirakel Nummer 318 (um 1756) schildert eines der häufigsten Wunder: „Maria Hänschbergerin gartnerin in dem gschloß zu Hilgertshausen verlobt sich in gefährlicher geburth zu dem Muetter Gottes auf den Painberg mit 6 Kreuzer in stockh und 3 Freytag herauf zu gehen Und ist ihre bitt erhört wordten.“ 

Der Zahn der Zeit hat an der Wallfahrtskirche genagt, so dass im Jubiläumsjahr umfangreiche Sanierungsarbeiten anstehen. Wegen der Renovierung gibt es derzeit noch keine besonderen Jubiläumstermine. Gottesdienste finden wie gewohnt statt. Zudem wird an jedem 13. des Monats der Fatimatag gefeiert.

Andrea Hammerl