Wallfahrtskirchlein Zur Schmerzhaften Muttergottes Matzenhofen

Eine ganz einmalige Stimmung

MATZENHOFEN – Dass zum Gottesdienst sämtliche Kirchenbänke bis auf den letzten Platz besetzt sind, ist heutzutage eher selten. Pfarrer Johann Wölfle darf sich jeden Freitag darüber freuen. Denn wenn er in der Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Muttergottes in Matzenhofen die Heilige Messe zelebriert, kommen zahlreiche Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung. 

Neben einem „treuen Stammpublikum“ kann der Geistliche auch immer wieder neue Pilger begrüßen. Besonders freut er sich, dass auch die Männer kräftig in die Gottesdienstlieder einstimmen. Der Wallfahrtsgottesdienst am Freitag hat eine sehr lange Tradition, weiß Pfarrer Wölfle. Die Anfänge der Wallfahrt liegen allerdings im Dunkeln. Früher war Matzenhofen eine selbstständige Pfarrei, heißt es in einer Überlieferung. Eine Stütze für diese Theorie ist, dass noch um das Jahr 1808 am Oster- und am Pfingstmontag, am Sonntag vor dem Feste der „Sieben Schmerzen“ und später an den Dienstagen nach den Festen feierliche Gottesdienste stattfanden. Laut einer Chronik war es der Babenhauser Franz Karl Fugger von Kirchberg-Weißenhorn, der Mitte des 18. Jahrhunderts den Rokoko-Bau stiftete. 

Durch die Säkularisation wurde das Kleinod dem Markt Babenhausen zugeordnet. Seit dem Jahr 2008 gehört es zur Pfarrei Unter­roth. Pfarrer Wölfle hat herausgefunden, dass vor Jahren nur am zweiten Weihnachtsfeiertag, am Oster- und am Pfingstmontag sowie am Patrozinium des Kirchleins Heilige Messen gefeiert wurden. Der Wallfahrer-Gottesdienst am Freitag ist seit den 1950er Jahren eine feste Tradition. Besonders während der Fastenwochen kommen viele Wallfahrer nach Matzenhofen. In der Weihnachtszeit erweist sich die im Bereich des Hochaltars aufgebaute orientalische Krippe als Besuchermagnet. Bei schlechtem Winterwetter falle der Gottesdienst allerdings aus“, erläutert Wölfle. Er denkt dabei vorwiegend an die Gefahren, die Schnee und Eisglätte vor allem für ältere Leute mit sich bringen.

Nicht nur in den Sommermonaten sind die neben der Wallfahrtskirche errichteten Stationen der Sieben Schmerzen Mariens das Ziel von Pilgern. Früher standen diese Bildstöcklein direkt an der Straße zwischen Unterroth und Kettershausen, weiß Pfarrer Wölfle. Nach deren Verlegung und Ausbau führten diese Stationen ein Schattendasein. Dafür gibt es jetzt eine Rosenkranz-Treppe, die vom Parkplatz an der Kreisstraße zum Kirchlein führt, sagt Markus Merkle senior. Seit Jahren besucht der 86-jährige aus Filzingen regelmäßig die Wallfahrtskirche.

Die Idee für die Rosenkranz-Treppe, die entsprechend der Gesätzlein des Rosenkranzes in fünf Abschnitte zu je zehn Stufen gegliedert ist, stamme vom ehemaligen Unterrother Pfarrer Richard Fischer. Die Treppenstufen stehen für die „Gegrüßet seist du Maria“ sowie die Absätze dazwischen für die zu betenden „Vaterunser“. Da die Rosenkranztreppe allerdings mit keinerlei Bildtafeln ausgestattet ist, ist sie nur wenigen bekannt, bedauert Merkle.

Auch an diesem Freitag haben sich zahlreiche Gläubige, vorwiegend aus der Umgebung, in der Wallfahrtskirche eingefunden. Eine Gruppe ist schon in der Früh per E-Bike im rund 25 Kilometer entfernten Pfaffenhofen gestartet. Einige Mitglieder des Kneipp-Vereins Senden sind mit dem Auto nach Oberroth gefahren und von dort auf idyllischen Waldwegen nach Matzenhofen gewandert. „In diesem mitten in der Natur gelegenen Kirchlein herrscht eine ganz einmalige Stimmung der Ruhe und Entspannung“, schwärmt ein Pilger. „Hier kann ich mich auf das Wesentliche im Leben besinnen“, sagt seine Frau.

Nach der Messe freuen sich die meisten auf eine Einkehr in der Wallfahrtsgaststätte. Unter ihnen Luise Ries aus Jedesheim. Seit mittlerweile 38 Jahren bereichert die 84-jährige die Gottesdienste als Organistin. Paula Ritter (87) aus Unterroth ist seit 23 Jahren als Lektorin und Ministrantin im Einsatz sowie Lydia Dreier aus Matzenhofen als Mesnerin. In der gemütlichen Stube haben viele Wallfahrer seit Jahren einen bestimmten Sitzplatz. Claudia Bader

12.09.2019 - Bistum Augsburg , Wallfahrt