Musikanten pilgern

Wallfahrt nach Andechs zum 65. Verbandsjubiläum

ANDECHS – Weithin über Felder und Wiesen schallte das inbrünstig gesungene „Großer Gott wir loben dich“, in das nicht nur die Musikanten gern einstimmten, sondern auch die zahlreichen Besucher der festlichen Messe. Zelebriert wurde diese von Abt Johannes Eckert, der die aus allen Teilen Bayerns zusammengekommenen Musikanten-Wallfahrer unter freiem Himmel aufs Herzlichste begrüßte.

Abt Johannes dankte ihnen nicht nur für die musikalische Begleitung der Andacht vor der Wallfahrtskirche, sondern auch für die Erhaltung des bayerischen Brauchtums. Er bezeichnete „Instrumente als Handy der Steinzeit“, denn diese hielten nicht nur wilde Tiere fern, sondern dienten auch den Hirten als Kommunikationsmittel“ – eine Aussage, die die Besucher zum Schmunzeln brachte. Das Aufeinander-Hören gab der Abt sozusagen als Motto aus, ist es doch gerade bei Musikern eine der Grundvoraussetzungen. Es sollte aber durchaus auch für die übrigen Gläubigen gelten. 

Mit dieser Fußwallfahrt, die um 7.15 Uhr von Aschering ins gut zwei Stunden entfernte Andechs führte, wurde das 65. Verbandsjubiläum gefeiert, wobei nicht nur für die vergangenen Jahrzehnte gedankt, sondern auch der Segen für die Zukunft erbeten wurde. Rund 350 Musiker aus allen Teilen Bayerns hatten sich teils noch weit vor Sonnenaufgang aufgemacht, um bei dieser ersten Wallfahrt dabei zu sein.

Auch die Knappschaftskapelle aus dem niederbayerischen Bodenmais war herbeigeeilt. Die an dieBergmannstradition ihrer Vorfahren anknüpfende Tracht sorgte für zahlreiche bewundernde Blicke. Im Musikbund von Ober- und Niederbayern sind um die 800 Musikkapellen und Spielmannszüge aus den beiden Regierungsbezirken organisiert. Dieser vertritt seine Mitglieder gegenüber Staat, Bezirken und der Gema.

Dass eine Reihe von Blaskapellen noch nach der verdienten Brotzeit im Florianstadl und auf der Terrasse des Bräustüberl Lust hatten aufzuspielen, erfreute alle Gäste am Heiligen Berg, die diesen Klängen bei Kaiserwetter gerne lauschten. Die Leitung der musikalischen Darbietungen lag in den Händen von Julius Beck, der in Passau Referent für Kirchenmusik des Musikbundes ist.

Der Verband kümmert sich intensiv um die Ausbildung des Nachwuchses. „Da stecken wir viel Herzblut hinein“, erklärte ein Musiker, „aber leider wandern die von uns mühsam ausgebildeten Musiker dann häufig ab, um Studium oder Auslandsaufenthalte zu absolvieren und sind für uns praktisch verloren.“ 

Renate Reitzig