Gipsfiguren und Glasfenster

Kombinierte Ausstellung

REGENSBURG (pdr/sm) – Im profanierten Kirchenraum von St. Ulrich in Regensburg zeigt Markus Lüpertz vom 10. September bis zum 31. Oktober seine monumentalen Ganzfiguren aus Gips, die bis zu dreieinhalb Meter messen, im Erdgeschoss; Köpfe sowie kleinere statuettenartige Werke im Obergeschoss. Zweiter Schwerpunkt der Ausstellung mit dem Titel „Der göttliche Funke II“ sind die Glasarbeiten des international renommierten Künstlers. Die Ausstellung soll Initiativimpuls für ein dauerhaft in St. Ulrich als Museum des Bistums Regensburg bleibendes Kunstwerk von Markus Lüpertz sein. 

Die Ulrichskirche, erbaut von 1225 bis in die 1240er-Jahre, gehört zu den ältesten Bauwerken der Gotik in Deutschland. Unter anderem zeigt die prächtige Fensterrose in der Westwand die Qualität der Durchführung. „Markus Lüpertz schafft moderne Fensterbilder im Geist der Gotik, seine Entwürfe werden als Bleiglasfenster in jahrhundertealter Handwerkskunst umgesetzt. Nun gibt es die Chance, die bisher schlichten Klarglasscheiben von St. Ulrich an der Westfassade durch zeitgenössische Fenster mit einer expressiven Bildsprache eines der berühmtesten Künstler zu gestalten“, erklärt Maria Baumann, Kuratorin der Kunstsammlungen im Bistum Regensburg. Es sind insgesamt fünf Fenster, die Lüpertz an der Westfassade gestalten wird: die große Fensterrose sowie vier Lanzettfenster. In einem Pressegespräch stellte Baumann zusammen mit dem Künstler, Bischof Rudolf Voderholzer und Regierungspräsident Axel Bartelt das einzigartige Projekt vor.

„Kunst muss
man glauben“

In der Ausstellung kombiniert der Künstler seine Gipse mit Entwürfen für Glasfenster, die er unter anderem für die französische Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte in Nevers und für den Marienchor der romanischen Dominikanerkirche St. Andreas in Köln gefertigt hat. „Es entsteht eine ganz andere Atmosphäre. Man malt mit dem Licht der Glasfenster die weißen Skulpturen an. Es ist ein Experiment“, betont Markus Lüpertz. In St. Ulrich habe er einen Raum gefunden, in dem er die Idee sehr gut umsetzen könne. Ob ein Resultat dem Betrachter gefalle oder nicht, so Lüpertz, sei nicht wichtig. Wichtig sei es, dass es die Menschen begeistert. Und: „Sie müssen es glauben. In der Kunst ist der Glaube etwas sehr Wichtiges. Kunst kann nicht beurteilt werden. Man muss sie glauben. Man muss dem Künstler glauben. Wenn man glaubt, kann man auch eine Qualität feststellen. Wie wichtig Religion ist, kann man nur daran messen, dass sie die Menschen zwingt zu glauben. Verlieren wir den Glauben, dann können wir auch unserem Nächsten nicht mehr glauben. Verliert man den Glauben, endet man in einer Art Zynismus“, so der Künstler. 

Kunst dürfe auch nicht zur Unterhaltung degradiert werden, fordert Markus Lüpertz. Dient sie nur der Unterhaltung, dem Spaß und ist gefällig, so erfülle sie nicht mehr das, was eigentlich in den Köpfen der Betrachter passieren müsse. Dies sei aber ein aktuelles Phänomen unserer Zeit und könne daran liegen, dass die Menschen den Künstlern nicht mehr glauben, so wie sie dem Pfarrer nicht mehr glauben. „Eine glaubenslose Welt ist kulturell nicht tragbar. Kunst braucht Emphase, Hingabe, Bestätigung im Publikum. Das ist das Wichtigste für den Künstler, damit er nicht in einem zynischen, leeren Raum steht“, so Lüpertz. 

„Wichtiger Akzent in der Museumslandschaft“

Bischof Rudolf Voderholzer blickt mit großer Freude auf das bevorstehende Projekt, die Fenster der Westfassade wieder kunstvoll gestaltet zu wissen. In diesem Zuge verwies er auf König Ludwig I., der sich nicht nur für den Bau der Regensburger Domtürme einsetzte, sondern auch die mittelalterliche Glaskunst wieder neu belebte. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man diese für verloren geglaubt. Über die Maierischen Werkstätten in München habe man aber dazu beigetragen, dass die Glasfensterkunst erneut zu einer Blüte erwachsen sei, die sich fast mit der mittelalterlichen Kunst habe messen können. Im benachbarten Dom fänden sich vier Generationen von Glasfenstern. 

„Es steht uns gut an, in diese Tradition König Ludwigs einzutreten – der Förderung der Kunst. Wir sind außerordentlich stolz, dass wir Markus Lüpertz für die Ausstellung in St. Ulrich gewinnen konnten und dass die Fenster von einem nicht nur deutschlandweit, europaweit, ja sogar weltweit hervorragenden und angesehenen Künstler gestaltet werden können“, so Bischof Voderholzer. Damit werde der Bau selbst als lebendiger Organismus weitergeführt und St. Ulrich wirke als wichtiger Akzent in der Museumslandschaft in Regensburg, in der moderne christliche Kunst gezeigt werde in einem Raum, der die Übergangszeit von der Romanik zur Gotik widerspiegele, so der Diözesanbischof weiter.

„Aufwertung für Herzstück der Oberpfalz“

St. Ulrich ist Eigentum des Freistaates Bayern. So freute sich auch der Hausherr des Kirchenraumes, Regierungspräsident Axel Bartelt, über das bevorstehende Projekt. Die Kathedrale St. Peter und die Nachbarskirche St. Ulrich seien kulturelles Herzstück der Oberpfalz. Umso größer sei die Ehre für Regensburg, dass sich ein so renommierter Künstler wie Markus Lüpertz für die Umsetzung seines Kunstprojektes in St. Ulrich entschieden habe. Dadurch, so der Regierungspräsident, werde das Baukunstwerk noch einmal aufgewertet. Für die Umsetzung des Glasfensterprojektes würden übrigens noch Sponsoren gesucht, teilte Maria Baumann abschließend mit. 

Künstler Markus Lüpertz

Markus Lüpertz wurde 1941 im böhmischen Liberec geboren, 1948 flüchtete die Familie nach Rheydt im Rheinland. Zwischen 1956 und 1961 studierte Lüpertz an der Werkkunstschule Krefeld sowie an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 1961 arbeitet er als freischaffender Künstler. 1973 präsentierte die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden eine erste Werkübersicht des Künstlers. 1982 nahm Lüpertz an der documenta 7 in Kassel teil. Für den Eingangsbereich des Bundeskanzleramts in Berlin gestaltete Markus Lüpertz das Wandbild „Die sechs Tugenden“ sowie die Bronze­skulptur „Die Philosophin“. 2010/11 präsentierte das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg weit über 100 seiner Arbeiten unter dem Titel „Mythos und Metamorphose“.

06.05.2021 - Bistum Regensburg