Von Bischof Rudolf Voderholzer begleitete Regensburger Pilger erleben in Lourdes Glauben als eine die Völker aller Nationen verbindende Kraft

Die Quelle der Einheit

LOURDES/REGENSBURG (pdr/sm) – Begleitet von Bischof Rudolf Voderholzer haben rund 450 Pilger aus dem Bistum Regensburg bei der diesjährigen Diöze­sanwallfahrt in Lourdes fünf Tage lang auf den Spuren der heiligen Bernadette Soubirous gemeinsam gebetet, gesungen, die heilige Messe gefeiert und die Umgebung rund um den Geburtsort der Heiligen im Südwesten Frankreichs erkundet. 

Die Wallfahrt fiel in das „Bernadette-Jahr“, denn am 7. Januar 2019 jährte sich ihr Geburtstag zum 175. Mal, ihr Todestag, der 16. April 1879, zum 140. Mal. 1858 erschien der damals 14-Jährigen in der Grotte von Massabielle die Gottesmutter – eine „schöne Dame“, wie Bernadette damals selbst erzählte.

Am ersten Tag erkundeten die Regensburger Pilger den „Heiligen Bezirk“ von Lourdes. Hier sind unter anderem die Erscheinungsgrotte, die Rosenkranzbasilika und eine unterirdische Kirche zu sehen, die mehr als 20 000 Gläubigen Platz bietet. Auf dem Areal finden auch täglich in den Abendstunden Kerzenprozessionen mit Gläubigen aus der ganzen Welt statt. 

Den Eröffnungsgottesdienst feierten die bayerischen Pilger zusammen mit Bischof Rudolf Voderholzer in der Oberen Basilika, die den Heiligen Bezirk überragt und schon von Weitem sichtbar ist. Bischof Rudolf wünschte den Pilgern, dass sie sich durch das Beispiel der Bernadette und der Gottesmutter hinführen lassen mögen zu einer innigen Gottesbeziehung, zu einer Freundschaft mit Christus; dass sie Kirche erleben mögen in der Gemeinschaft aller Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem Bistum Regensburg, die nur ein Teil seien einer europa- und weltweiten Wallfahrtsbewegung. 

Lourdes sei ein Ort, so der Bischof, an dem man Weltkirche erlebe. Der Glaube verbinde Menschen aller Völker, aller Rassen und Nationen. Hier könne man erleben, wie Völker in Frieden nicht nur sich vertrügen, sondern vereint seien im Gebet. 

Bereits am ersten Tag nahmen die Pilger aus Regensburg teil an der täglichen abendlichen Kerzenprozession durch den Heiligen Bezirk, die sich trotz starkem Regen bis zum Ende fortsetzte. Durchnässt kehrten die Wallfahrer zurück in ihre Quartiere. Doch das Unwetter tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Nachdem man erst einmal die nasse gegen trockene Kleidung ausgetauscht hatte, setzten sich zahlreiche Pilger noch zusammen, lernten ­einander kennen, tauschten sich aus, erlebten den Glauben als verbindendes Element.

An der Quelle 

Die Erscheinungsgrotte im Heiligen Bezirk ist der zentrale Ort der Geschichte der jungen Bernadette Soubirous. Hier erschien ihr die Jungfrau Maria, die sie auch auf die Existenz einer Quelle hinwies. Die Quelle, die heute immer noch Tausende von Litern Wasser hervorbringt, das die Wallfahrer für eine heilende Wirkung trinken und mit nach Hause nehmen. An diesem verheißungsvollen Ort feierte auch Bischof Rudolf mit den Regensburger Pilgern die heilige Messe. Zu Beginn entzündete der Bischof eine große Kerze. Mit ihr wurden alle Anliegen der Regensburger Pilger, aber auch aller Daheimgebliebenen zur Muttergottes von Lourdes getragen. Die Kerze fand im Anschluss Platz in den Kerzenkammern auf der anderen Flussseite des Gave. Hier brennen Hunderte von Kerzen aus Ländern der ganzen Welt. 

„Die Gottesmutter schenkt über die Vermittlung der Bernadette Lourdes diese Quelle“, erklärte Bischof Voderholzer, „von der Tausende von Menschen dieses kostbare Lebenszeichen in Empfang genommen haben.“ Viele hätten sich darin gewaschen, und einige seien sogar geheilt worden von ihrem körperlichen Leiden. Alle aber seien gestärkt und getröstet von ihr fortgegangen.

„Wir alle sind im Wasser der  Taufe reingewaschen. Wir alle haben im Wasser und im Heiligen Geist die Gotteskindschaft neu geschenkt bekommen. Nehmen wir die Begegnung mit diesem heiligen Ort, die Begegnung mit der heiligen Bernadette, die Begegnung mit der Gottesmutter Maria zum Anlass, neu zu danken für die Gnade unserer Taufe. Und bitten wir den Herrn, dass er uns überall, wo er uns im Alltag wieder hinstellen wird, die Kraft schenke, aus dem Glauben heraus zu leben und andere Menschen mit der österlichen Freude anzustecken“, sagte der Bischof.

Motivationen

Warum pilgern die Menschen nach Lourdes? Maria ist 84 Jahre alt. 1978 wurde bei ihr eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert, sie wurde behandelt, operiert, doch 1987 tauchte die Krankheit wieder auf. „Wenn ich überlebe“, so schwor sie sich, „gehe ich nach Lourdes.“ Heute kann sie sagen: „Ich bin immer noch da. Seitdem reise ich jedes Jahr hierher. Die ganzen Jahre blieb mir meine Gesundheit erhalten. Dafür bin ich dankbar, und das möchte ich auch zeigen.“ Der Krebs kehrte nicht mehr zurück. Und Maria war heuer zum 27. Mal bei der Gottesmutter von Lourdes. 

Bernadette ist eine von zehn Schülerinnen der 11. Klasse des Gymnasiums der Regensburger Marienschule, die zusammen mit ihrem Religionslehrer Domvikar Andreas Albert und ihrer Lehrerin Gisela Seitz an der Diözesanwallfahrt teilnahmen. Ganz neu war für sie die Begegnung mit Lourdes aber nicht, denn sie war hier bereits anlässlich ihrer Erstkommunion: „Es ist besonders schön, wieder hier zu sein, denn es ist genau so, wie ich den Ort in Erinnerung behalten habe. Das ist einfach ein so schönes Gefühl, hier mit den anderen Gläubigen den Gottesdienst zu feiern. Bei den Internationalen Messen singt jede Nation eine Strophe in der eigenen Sprache. Das ist einfach berührend, wie Glaube verbindet“, erklärte Bernadette. 

Im Glauben vereint

Fünf Tage waren die Pilger aus dem Bistum Regensburg in und um Lourdes unterwegs. Das gemeinsame Gebet, die neuen Bekanntschaften, die Prozessionen oder der tägliche Gang zur heiligen Quelle: All das eint die Gläubigen untereinander, egal, woher sie stammen, wie alt sie sind oder welchem Geschlecht sie angehören. Der gemeinsame Glaube verbindet alle Menschen auf dieser Welt. Das war auch spürbar bei der Feier der Internationalen Messe am Morgen des Sonntages in der Unterirdischen Basilika Pius X. Mehr als 5000 Gläubige waren gekommen, um miteinander die heilige Messe zu feiern, unter ihnen auch die 450 Pilger aus dem Bistum Regensburg mit Bischof Rudolf Voderholzer, Weihbischof Josef Graf und mehreren Diözesanpriestern. Den Vorsitz hatte Erzbischof em. Kevin McDonald aus der englischen Erzdiözese Southwark (London). 

„Unsere Wallfahrt hat viele Höhepunkte, erklärte Bischof Rudolf Voderholzer“, der bei der Messe konzelebrierte. Die Internationale Messe bildete nach seinem Empfinden den Höhepunkt der Wallfahrt. Denn katholisch heiße, so der Bischof, zunächst allumfassend und international. „Man spürt, der Glaube ist nicht irgendeine Privat­angelegenheit, er ist auch keine nationale Angelegenheit, sondern er ist eine menschenverbindende, die Völker aller Nationen verbindende Angelegenheit. Christus hat Menschen aller Sprachen, Völker und Nationen, ja die ganze Menschheit zu versammeln versucht und zum Vater geführt. Kirche ist Zeichen und Werkzeug der Vereinigung Gottes mit den Menschen und der Menschen untereinander“, hob Bischof Rudolf hervor. 

„Wo gibt es das, dass so viele Menschen der unterschiedlichsten Herkünfte vereint sind. Nicht nur gesamteuropäisch, sondern auch weltweit? Vielleicht noch bei den Olympischen Spielen. Aber da geht es letztlich darum, wer gewinnt. Und es geht um höher, schneller, weiter. Hier aber geht es um Glaube, Hoffnung und Liebe – und alles in der Anbetung Gottes. Das ist die Quelle der Einheit der Menschheit“, so der Bischof. 

Ganz besonderer Chor

Die gesamte musikalische Gestaltung der Diözesanwallfahrt unterlag Diözesanmusikdirektor Christian Dostal. Für die Pilgerfahrt hatte er einen eigenen Projektchor samt Bläserensemble zusammengestellt: „Das sind lauter Sängerinnen und Sänger, mit denen ich irgendwann mal zusammengearbeitet habe. Das Gleiche gilt für die Blechbläser. Das sind alles Profis aus ganz Bayern. Nur mit solchen Musikern kann man solche fantastischen Leistungen erreichen.“ Das durften die Frauen und Männer auch bei der Internationalen Messe unter Beweis stellen, denn auch hier gestalteten sie die Liturgie musikalisch. Diesmal im Wechsel mit einem afrikanischen Chor.

Der 17-jährigen Bernadette Falk aus Regensburg wurde bei der Internationalen Messe in der Unterirdischen Basilika eine ganz besondere Ehre zuteil. Sie durfte vor über 5000 Gläubigen die Fürbitte in deutscher Sprache vortragen: „Ich war natürlich sehr aufgeregt. Vor so vielen Menschen etwas vorzutragen, so etwas macht man nicht oft im Leben. So viele Menschen, die einem zuhören, was man sagt, die auch zuhören wollen. Menschen, die alle vereint sind in der Freude über diese Messe, das ist etwas ganz Besonderes. Ich würde das jederzeit wieder machen“, erklärte die Gymnasiastin euphorisch.

29.05.2019 - Bistum Regensburg , Wallfahrt