Wallfahrt-Tradition erhalten

2000 Gebetsanliegen

REGENSBURG/ALTÖTTING (pdr/md) – Eigentlich hätten an diesem Samstag vor Pfingsten rund acht- bis neuntausend Pilgerinnen und Pilger aus dem Bistum Regensburg in Altötting sein sollen. In diesem Jahr konnte die Regensburger Fußwallfahrt aufgrund der Corona-Pandemie jedoch nicht in der gewohnten Weise stattfinden. Ausgefallen ist sie allerdings nicht: Bischof Rudolf Voderholzer ging gemeinsam mit Pilgerführer Bernhard Meiler zumindest die letzten Kilometer bis zum Gnadenort. Auf dem Rücken trug der Bischof dabei einen Rucksack, prall gefüllt mit Gebetsanliegen. Zweitausend Bitten trug der Bischof selbst in die Gnadenkapelle und legte sie vor der Schwarzen Madonna nieder. Im Anschluss an seine Pilgerstrecke feierte Bischof Rudolf die Heilige Messe in Anwesenheit von Pilgerpfarrer Hannes Lorenz und Pilgerführer Bernhard Meiler. Der Gottesdienst wurde im Internet live übertragen. 

Der Bischof selbst hat auch im Gebet die Anliegen vieler Menschen nach Altötting getragen: „Ich denke an alle, die ein Gebetsanliegen mit auf den Weg gegeben haben. Als Bischof ist es natürlich mein Hauptanliegen, dass der Glaube in unserem Bistum lebt und dass es geistliche Berufungen gibt. Ich habe alle Pfarrer in das Gebet eingeschlossen, viele von ihnen machen sich Sorgen um das Leben in ihrer Pfarrei. Ich habe die Erstkommunionkinder und die Firmlinge in mein Gebet eingeschlossen, die jetzt auf das lang erwartete Sakrament warten müssen. Das sind die Anliegen, die ich als Bischof mitgenommen habe.“ Bewusst wollte Bischof Rudolf alle Pilgerinnen und Pilger in seine kleine Wallfahrt einbeziehen: „Wir sind eine Gebetsgemeinschaft. Ich vertrete die anderen nicht, sie sind im Gebet gewissermaßen selbst dabei.“ Und tatsächlich haben sich viele Pilger im Geiste auf den Weg nach Altötting gemacht. Für viele Gläubige gehört die Wallfahrt vor dem Pfingstfest zum Ablauf des Jahres. Auch wenn sie den Weg dieses Jahr nicht selbst gehen konnten, verbanden sie sich doch miteinander. „Wallfahrt dahoam“ lautete der Aufruf der Organisatoren. Zu Hause sollten sich die Pilger auf den Weg machen, ein kleines Stück gehen, wie gewohnt beten und singen. Pilgerpfarrer Hannes Lorenz aus Nabburg stellte in seinem Grußwort am Ende der gemeinsamen Messfeier fest: „Viele haben mitgebetet. Das macht uns zu einer großen Pilgerschar.“

Pfarrer Lorenz selbst ist den Weg bis nach Altötting zu Fuß gegangen. Gemeinsam mit seiner Haushälterin war er vier Tage unterwegs. Nicht wenige Pilger haben es ihm gleichgetan und sind den ganzen Weg oder wenigstens einen Teil gegangen – alleine oder in der häuslichen Gemeinschaft, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben während der Corona-Pandemie. Auch wenn die Wallfahrt für viele Pilger nicht in der gewohnten Form stattfinden konnte: „Für die Pilger hat sie trotzdem ganz persönlich stattgefunden“, sagt Pfarrer Lorenz. In ihrer beinahe zweihundertjährigen Geschichte mus­ste die Regensburger Fußwallfahrt noch nie ausfallen. 

In seiner Predigt während der Messfeier betonte Bischof Voderholzer zudem, dass der Gnadenort in Altötting schon vielfältige Katastrophen erlebt habe: den Dreißigjährigen Krieg, die Säkularisation, den Ersten Weltkrieg mit der anschließenden Spanischen Grippe sowie den Zweiten Weltkrieg. Doch: „Keiner ist ungetröstet von diesem Ort weggegangen. Bei Maria suchen die Menschen seit mehr als fünfhundert Jahren Zuflucht in Altötting. Sie fliehen unter ihren Schirm“, so Bischof Rudolf. „Entscheidend ist nicht, dass sich hier etwas Wunderbares und nie Gehörtes ereignet. Entscheidend ist der Glaube, dass all diese Heilsereignisse für mich und für dich geschehen sind und Christus sich durch sie offenbart hat“, sagte Bischof Rudolf weiter. 

Die Wallfahrt 2020 konnte stattfinden – durch die Pilgerschaft von Bischof Rudolf Voderholzer und Pilgerführer Meiler, durch die vielen treuen Mitbeter und Pilger, durch die vielen Menschen, die die Wallfahrt auch „dahoam“ gelebt und gefeiert haben.

03.06.2020 - Bistum Regensburg