Die MMC Regensburg ist heute so lebendig wie bei ihrer Gründung 1592

Ein möglicher Weg mit Maria

REGENSBURG (al/sm) – Sie heißen Sodalen, sie orientieren sich im Leben bewusst am Glauben der katholischen Kirche, und die Gottesmutter Maria hat bei ihnen einen besonderen Stellenwert. Gemeint sind die Mitglieder der Marianischen Männer-Congregation (MMC), die in Regensburg eine lange Tradition hat. Bereits im Jahr 1592 wurde die MMC „Maria Verkündigung“ in Regensburg gegründet.

Auch wenn die MMC Regensburg die älteste durchgehend bestehende Vereinigung von Gläubigen in Deutschland ist, ist sie nach wie vor sehr lebendig und hat nicht unter Nachwuchsmangel zu leiden. Die MMC ist nämlich keineswegs altmodisch. Gottfried Riepl (46) stammt aus Hemau und ist im Jahr 2000 im Alter von 28 Jahren der Congregation beigetreten. Im Frühjahr 2001 wurde er beim Hauptfest-Süd in der Dominikanerkirche in Regensburg feierlich in die Gemeinschaft aufgenommen. 

„Die Aufnahmezeremonie war schon beeindruckend. Wir waren rund 50 Männer – im Alter ganz gemischt von 16 bis 75 Jahren –, die in das Verzeichnis der Sodalen eingetragen wurden. Und diese große Kirche war gefüllt mit einigen hundert Männern, die mit ihren tiefen Stimmen so kräftig mitgebetet und mitgesungen haben. Das hat einen tiefen Eindruck hinterlassen. Beim jährlichen Hauptfest wird man immer wieder daran erinnert“, erzählt Riepl. 

Ein bisschen lag die MMC dem Realschullehrer für Mathematik, Physik und Informationstechnologie an der Staatlichen Realschule Riedenburg schon im Blut. Auch sein Vater und der Großvater waren Sodalen der MMC Regensburg. Der Großonkel war sogar Obmann in Hohenschambach. Dennoch war dies nicht der Grund für Riepl, auch zur Congregation zu gehen. Niemand in der Familie habe ihn je dazu gedrängt, sagt er selbst. Er habe damals einfach die Verantwortung als Christ gesehen, als junger Familienvater die Kirche und die MMC zu unterstützen. 

„Die MMC gibt mir die Möglichkeit, ein wenig mehr für meinen Glauben zu tun. Der wöchentliche Sonntagsgottesdienst ist für mich ja selbstverständlich. Mit der Männer-Congregation gibt es über das Jahr gesehen pro Monat einen Termin, an dem ich mir noch mal extra Zeit nehme, um über den Glauben nachzudenken, ihn zu vertiefen oder einfach gemeinsam zu beten. Das alles in der Gemeinschaft gläubiger Männer – das tut mir gut. Da haben sich im Laufe der Jahre auch viele Freundschaften entwickelt“, beschreibt Riepl seine Motivation als Sodale. Ihm ist der Glaube sehr wichtig und gibt ihm viel Kraft. Der Geist Gottes, sagt Riepl, habe ihm bei wichtigen Entscheidungen immer wieder die Richtung gezeigt. „Und die Gottesmutter ist es, die uns dabei führen kann, die uns an die Hand nimmt und zu Jesus und dem Vater führt. Maria war eine einfache Frau, einfach zu verstehen, nicht so kompliziert wie der dreifaltige Gott. Durch sie, durch das Gebet zu ihr, mit ihr als Fürsprecherin, kann man leichter den richtigen Weg finden – wie der Meerstern den Seefahrern zeigt sie uns den Weg.“ 

Manchen Menschen, die keinen Bezug zum Glauben haben, erscheint die MMC als ein Anachronismus in der modernen Welt. Gottfried Riepl sagt dazu: „Einem Christen würde ich sagen: es gibt viele Wege im Glauben. Man muss gläubigen Menschen in einem gewissen Rahmen auch ihre Freiheit lassen. Man sollte niemandem vorschreiben, wie er zu beten hat, und ein gesundes Maß an Toleranz zeigen. Der Weg mit Maria ist nur ein möglicher. Einem Nichtchristen würde ich sagen: Schau mal auf die Mode! Wer vor 25 Jahren eine Lederhose getragen hat, der wurde auch als altmodisch bezeichnet. Heute hat sie jeder.“

Monsignore Thomas Schmid ist seit zehn Jahren Zentralpräses der MMC Mariä Verkündigung Regensburg. Der Einschätzung, die MMC sei anachronistisch, kann Schmid viel entgegenhalten. Natürlich falle die Solidarität und betende Verbundenheit der MMC in der modernen, individualistisch orientierten Gesellschaft als ungewöhnlich auf, stellt Schmid fest. In der MMC werde das „Mannsein“ und „Frausein“ ernst genommen. Statt „aktueller gehetzter Oberflächlichkeit“ gebe es in der MMC den gegenseitigen Austausch im Glauben und eine „menschennahe, bodenständige kirchliche Praxis“. Der um sich greifenden Gleichgültigkeit stehe in der MMC selbstbewusstes und entschiedenes Katholischsein gegenüber. Die Kirche, sagt Monsignore Schmid, stehe in einem „tiefen kulturellen und gesellschaftlichen Umbruch“. „Vieles, was bisher unumstößlich und fraglos galt, wird ,frag-würdig‘. Und wir sollten uns als Kirche jetzt nicht im Jammern oder Klagen ergehen, wir sollten nicht alle unsere Kräfte in der Wiederbelebung des Sterbenden verlieren, sondern uns mindestens genauso sehr der ,Auferstehung‘ öffnen. Kirche kann ja nicht von Menschen gemacht werden, kann generell nicht gemacht werden; sie ist zu jeder Zeit und für jede Zeit ein Geschenk des auferstandenen Herrn. Es ist also nur gut, wenn junge Menschen jetzt auch diese ,Frag-Würdigkeit‘ der Kirche und des Glaubens erkennen und eine Antwort darauf suchen wollen.“

In diesem Prozess des Suchens und Fragens, so Schmid, brauche es gute Begleiter, Ratgeber und Vorbilder, die aus der eigenen Erfahrung berichten, die Mann an Mann miteinander beten, die Mut zum öffentlichen Zeugnis haben, ohne dies alles zur „einzig gültigen Norm“ zu erheben oder gar zu bevormunden. „Für den, der sie in Anspruch nimmt, sind viele unserer Männer liebenswerte, unkomplizierte, freundschaftliche und hilfsbereite Weggefährten – Sodalen eben.“ 

Die MMC, so der Zentralpräses, sei ursprünglich eine Gemeinschaft zur Neuevangelisierung gewesen. Und auch heute noch bemühe sich die MMC um eine Revitalisierung der Freude am Glauben und am kirchlichen Leben mitten in der Welt von heute. Die Aufgaben der Marianischen Männer-Congregation für die Zukunft hätten sich nicht geändert. Es gelte, unaufdringlich und doch selbstbewusst an der Hand Mariens Herzen für Christus zu gewinnen.

28.08.2018 - Bistum Regensburg , Heilige