Bischof wünscht zum Wolfgangsfest

Advent neu entdecken

REGENSBURG (pdr/sm) – Am vergangenen Samstag hat Bischof Rudolf Voderholzer zum Hochfest des heiligen Wolfgang in der Regensburger Basilika St. Emmeram ein Pontifikalamt zelebriert. Das Hochfest des Bistumspatrons nahm der Bischof zum Anlass, „ein Wort der Ermutigung in dieser nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Gesellschaft so bedrückenden Situation“ zu sprechen. Im Mittelpunkt der Predigt des Regensburger Bischofs stand die Frage, wie die Gläubigen angesichts der Corona-Bedrohung Weihnachten feiern werden.

„Zunächst ist es mir ein großes Anliegen, im Blick zurück auf die letzten Wochen einen großen Dank auszusprechen. (…) Danke für alles Engagement!“, sagte Bischof Rudolf. 

Bitte um verantwortliches Verhalten

Ein besonderer Dank galt Ministerpräsident Markus Söder. Gottesdienste dürfen auch unter den Bedingungen des differenzierten Lockdowns stattfinden. „Der Ministerpräsident hat dies sogar ausdrücklich mit dem Hinweis auf die Religionsfreiheit begründet. Ich habe bereits unmittelbar nach der Pressekonferenz dem Bayerischen Ministerpräsidenten geschrieben, ihm aufrichtig dafür gedankt und ihm zugleich versichert, dass wir alles in unseren Kräften Stehende unternehmen werden, um unserer Verantwortung gerecht zu werden und dieses Vertrauen zu rechtfertigen“, sagte der Bischof. Gleichzeitig bat er alle Katholiken im Bistum Regensburg eindringlich um tatkräftige Hilfe, „dass wir dieses Versprechen auch wirklich einhalten“. 

Bischof Rudolf weiter: „Eine große Sorge bleiben uns die alten und kranken Menschen, die besonders auf Begegnung, Ansprache und Zuspruch angewiesen sind. Allen, die einen lieben Menschen in einem Heim haben, lege ich ans Herz, alle Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und Begleitung auszuschöpfen, die die Infektionsschutzmaßnahmen berücksichtigen: oft telefonieren, Grußkarten mit Bildern, andere Zeichen der Verbundenheit und des Drandenkens.“

Wie die Kirche in diesem Jahr den Advent und Weihnachten feiern werde, lasse sich nicht absehen. Eines aber stehe bereits jetzt fest: „Nichts lassen wir ausfallen. Stattdessen lassen wir uns etwas einfallen.“ Mit optimistischem Blick sagte der Bischof: „Vielleicht wird die Corona-Pandemie heuer sogar dazu beitragen, dass das Weihnachtsfest von manchen Dingen befreit sein wird, die nicht unbedingt mit der Feier der Geburt unseres Herrn Jesus Christus zu tun haben, sie sogar eher verdunkeln. Vielleicht wird Corona das Weihnachtsfest sogar reinigen und seinen wahren Inhalt neu freilegen.“ 

Damit meinte Bischof Rudolf ausdrücklich nicht das „Weihnachtsgeschäft“. Es habe ja mit dem Brauch des Schenkens zu tun, und dies führe ins Zentrum von Weihnachten. „Gott beschenkt uns mit sich selbst. Das erste Weihnachtsgeschenk der Geschichte ist der in Windeln gewickelte Gottessohn. Als Beschenkte dürfen wir weiterschenken, einander beschenken.“

Dass die Gastronomie zum Beispiel unter den Ausfällen leiden werde, sei eine Schattenseite, und sie schmerze, weil es um Arbeitsplätze und Existenzen geht. Hier werde sich die Solidarität der Gesellschaft in besonderer Weise bewähren müssen, indem die erzwungenen Verdienstausfälle solidarisch kompensiert werden.

Zeit der Stille, des Fastens und der Besinnung

Vor allem die vorweihnachtliche Adventszeit sei immer mehr aus dem Blick der Menschen geraten. Tatsächlich sei sie eine Zeit der Stille, des Fastens und der Besinnung. Bischof Rudolf: „Dies neu zu entdecken, dazu werden uns die Corona-Beschränkungen heuer vermutlich sogar helfen. Und so ermutige ich Sie alle, die Verantwortlichen in den Pfarreien und jede und jeden Einzelnen, die kommende Adventszeit neu zu entdecken als die Zeit nicht schon der vorweggenommen ,Weihnachtsfeiern‘, sondern als Zeit der Erwartung, der Bereitung des eigenen Herzens für die wieder neue ,Ankunft des Herrn‘ in meinem eigenen Leben, für die ,Gottesgeburt in der Seele‘ eines jeden Christenmenschen.“

Die geistliche Tradition bietet viele Hilfestellungen an, wie man das ganz praktisch verwirklichen kann. Bischof Rudolf Voderholzer zählte auf: 

• „Umkehr und Besinnung, der Empfang des Sakramentes der Versöhnung gehört zur Vorbereitung auf Weihnachten.“

• Das Lesen und Betrachten der Heiligen Schrift: das Buch des Propheten Jesaja besonders, aber auch die Schrifttexte, die uns die Liturgie der Kirche täglich vorlegt.

• Die Tradition der Hausgottesdienste im Advent und dann am Heiligen Abend, wofür Ihnen Vorlagen zur Verfügung gestellt werden, hat sich lange schon bewährt. Schöpfen sie auch die Angebote in unserem Gesangbuch, dem Gotteslob aus!

• Pflegen Sie den Brauch des ,Frauentragens‘ oder beleben Sie ihn wieder. Auch in kleinen – Corona-konformen – Begegnungen von zwei benachbarten Haushalten lässt sich dies feiern.

• Eine schöne Idee, gerade auch für Kinder, ist die Kombination von Adventskalender und Aufbau einer Krippe. Der St. Benno Verlag bietet einen solchen Adventskalender an, wo an jedem Tag des Advents hinter dem entsprechenden Türchen eine weitere Figur wartet und an die Krippe gestellt wird, bis am 24. Dezember das Jesuskind selbst ankommt und als Mitte die Krippe vervollständigt.

• Genannt sei auch der ökumenische Regensburger Krippenweg vom 1. Advent bis zum 6. Januar. An 61 Stationen werden fast 100 Weihnachtskrippen aus unterschiedlichsten Ländern, in verschiedenen Größen und Materialien die Vielfalt zeigen, mit der weltweit die Weihnachtsbotschaft angenommen wurde und vermittelt wird. Planen Sie die Zeit ein, diesen Weg zu gehen. Ja, in diesem Jahr werden die Krippen und der Christbaum als Medien der Verkündigung besonders gefragt sein.“

Seine Predigt schloss der Bischof mit dem Gebet um die Fürbitte des Heiligen Wolfgangs und aller Heiligen: „Die Heiligen, allen voran unser Bistumspatron, mögen uns Geduld, Ausdauer und Zuversicht erbitten, dass wir nicht müde werden in dieser uns zugemuteten finsteren Schlucht, sondern uns voll Sehnsucht ausstrecken nach dem Licht, und uns vorbereiten auf seine Ankunft.“

Während des Pontifikalamtes spielten Mitglieder des philharmonischen Orchesters Regensburg die Messe A von Christopher Tambling. Es sangen die Solistinnen Dagmar Spannbauer und Esther Barr.

04.11.2020 - Bistum Regensburg