Bischof Rudolf Voderholzer feiert Fronleichnamsfest im Regensburger Dom

Kirche als Rassismus-Prophylaxe

REGENSBURG (pdr/sm) – Zum Fronleichnamsfest hat Bischof Rudolf Voderholzer im Hohen Dom zu Regensburg ein Pontifikalamt gefeiert. In der Predigt spannte der Bischof einen Bogen vom zentralen Glaubensgeheimnis der Eucharistie zur aktuellen weltpolitischen Debatte um den Tod des Afroamerikaners George Floyd. 

Fronleichnam stelle das zentrale Geheimnis des Glaubens, Betens und Lebens in den Mittelpunkt: die Eucharistie. Ausgehend von der zweiten Lesung aus dem ersten Korintherbrief weise der Leib Christi, der an Fronleichnam besonders verehrt wird, zwei Bedeutungsdimensionen auf. Zum einen schenke sich der Herr „im Brot des Lebens, das er selber ist“, in der Feier der Eucharistie. Zum anderen sei der Leib Christi die Kirche, „zu der die vielen als ein Leib auferbaut werden in den vielen Gliedern unter dem Haupt Christus selbst“. Das heiße: „Durch die Teilhabe an dem einen Brot, das Christus selber ist, verwandelt uns Christus immer wieder neu in sich.“ 

Diese zentrale und für die Kirche konstitutive Bedeutung der Eucharistie zeige, wie ernst die Einschränkung infolge der Corona-Pandemie war und ist. Und dennoch betonte Bischof Voderholzer, wie nötig die Beschränkungen seien. Christus selbst sei zwar nicht Träger des Virus und könne nicht krank machen. Aber man dürfe nicht vergessen, dass die Gestalt des Brotes auch nach der Wandlung erhalten bleibe. Diese und die Leibhaftigkeit des Kommunionspenders können durchaus Übertragungswege sein. 

In diesem Zusammenhang richtete der Bischof seinen Dank an alle, die zurzeit auf Mundkommunion verzichten „zugunsten der in der Kirche als ebenso würdig betrachteten Handkommunion“. Sei nicht der Kommunionempfang selbst noch einmal wichtiger als die äußere Form? „Meist sündigt man mit der Zunge mehr als mit der Hand“, zitierte Bischof Rudolf aus einer Predigt Kardinal Ratzingers aus dem Jahr 1978. Der Bischof schloss mit dem Hinweis: „Die Bevorzugung einer Form, die einem angemessen und würdig erscheint, darf nicht dazu führen, dass man eine andere Form als geradezu in sich böse verwirft oder nicht kommuniziert, statt die Form zu ändern, wenn es einen guten Grund dafür gibt.“

„In der Kirche gibt es
keine Ausländer“

„Jede Fronleichnamsprozession ist auch eine positive Demonstra­tion für die in Christus geeinte Menschheit“ – angesichts der aktuellen Geschehnisse um den Tod des Afroamerikaners George Floyd stellte Bischof Voderholzer einen Zusammenhang her zwischen dem Fronleichnamsfest und der Gleichheit aller Menschen vor Gott. „Mit Recht erheben sich die Stimmen gegen die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft.“ Jede Form von Rassismus widerspreche der in seiner Gottes­ebenbildlichkeit gründenden Würde des Menschen. Die Gleichheit, die so schon in der Schöpfungsordnung grundgelegt sei, gelte noch viel mehr in der Kirche, in der die Gläubigen „durch die Taufe zu Schwestern und Brüdern zu einer großen Familie vereint“ seien. Der Bischof zitierte aus einem aktuellen Interview mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller: „Rassismus ist nicht nur ein intellektueller und moralischer Defekt, sondern auch eine schwere Sünde und damit ein direkter Widerspruch zu Gott, der uns alle in seine väterliche Liebe einschließt.“ 

Die beste Rassismus-Prophylaxe, so Bischof Voderholzer, sei das Erleben katholischer Weltkirchlichkeit. Die Weltkirche könne man bereits im Bistum Regensburg spüren, wo viele Männer und Frauen etwa aus Afrika oder Indien ihren Dienst tun. Ihnen dankte der Bischof in diesem Zusammenhang besonders herzlich. Aber auch der Heiligenkalender der Kirche bilde die Vielfalt ab. Bischof Rudolf erinnerte besonders an den ersten afroamerikanischen katholischen Priester in den Vereinigten Staaten, den ehemaligen Sklaven Augustine Tolton (1854-1897) und an die erste schwarze Nonne, ebenfalls ehemalige Sklavin, Josefine Bakhita (1869-1947). Der Bischof warnte davor, den Glauben in irgendeiner Weise national zu verankern: „Der Glaube ist nicht die Frucht von nationalen Mythen oder Ausdruck von jeweiliger Volksweisheit. Der Glaube kommt vielmehr immer von außen, besser gesagt von oben, wie das lebendige Brot, das wir heute verehren und anbeten.“

Segen über die Stadt

Anstelle der Prozession wurde am Schluss der Eucharistiefeier das Allerheiligste ausgesetzt. Nach dem eucharistischen Segen über die anwesende Gemeinde spendete der Bischof am Südportal des Domes der Stadt Regensburg und ihren Bewohnern den Segen. Musikalisch umrahmt wurde der Festgottesdienst von einem Ensemble der Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß. Für eine besonders feierliche Stimmung sorgte auch Domorganist Franz Josef Stoiber.