Bischof Rudolf Voderholzer weiht in Siegenburg zwei junge Männer zu Diakonen

Lebendiges Evangelium werden

SIEGENBURG (pdr/sm) – Am vergangenen Samstag hat Bischof Rudolf Voderholzer in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Siegenburg zwei junge Männer zu Diakonen geweiht. 

Benjamin Raffler empfing die Diakonenweihe als Priesteramtskandidat für die Diözese Regensburg, Henning-Dirk Egger ist Augustiner-Chorherr in der Propstei St. Michael in Paring. Er hat in Siegenburg sein Pastoralpraktikum absolviert, deshalb wurde die Kirche St. Nikolaus als Ort für die Diakonenweihe ausgewählt. 

Für den Pfarrer von Siegenburg, Franz X. Becher, war es ein „Tag großer Freude“, wie er in seiner Begrüßung sagte, und ein weiterer Höhepunkt im Pfarrleben 2019: Dieses Jahr feiert die Pfarrei nämlich ihr 150-jähriges Bestehen und die Errichtung der Pfarrkirche, des „Doms der Hallertau“, vor 125 Jahren. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor St. Nikolaus unter Leitung von Rainer Elsässer. Eine Schola aus dem Priesterseminar in Regensburg sang die Allerheiligenlitanei. 

Ganz im Dienst Jesu

Gleich zu Beginn der Messfeier dankte Bischof Voderholzer den beiden Weihekandidaten für ihre Bereitschaft, dem Ruf Jesu zu folgen und sich ganz in seinen Dienst zu stellen. Die Art des Dienstes und die Haltung, die diesem Dienst gemäß ist – darauf ging der Bischof dann näher in seiner Predigt ein. Ins Zentrum der Homilie stellte er die Worte, die während der Übergabe des Evangeliars an die neu geweihten Diakone gerichtet werden: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Die Weihe selbst, die seit apostolischen Zeiten durch Handauflegung gespendet wird, erfolge ganz in Stille. Im Zentrum stehe die Übergabe des Evangelienbuches, die durch die ausdrucksstarken Worte begleitet werde. 

„All diese Ehrbezeugungen gelten nicht dem Papier, sie gelten Jesus Christus“, betonte Bischof Voderholzer. Schließlich sei das Evangelium die wesentliche Gegenwartsform Jesu neben der sakramentalen Gegenwart in der Eucharistie. Das Evangelium in der Predigt auszulegen, sei die größte Herausforderung, die auf die Neugeweihten zukomme. Die Predigt brauche eine gute Vorbereitung, insbesondere eine intensive Beschäftigung mit dem Schriftwort. „Nehmt euch Zeit! Das Evangelium muss euch in Fleisch und Blut übergegangen sein“, sagte der Bischof den Weihekandidaten. 

Der Tagesheilige am vergangenen Samstag war der Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand. Ihn stellte Bischof Rudolf als das passende Vorbild für Prediger dar. Zum einen habe er eingeführt, die Bibel auch leise zu lesen – damals eine Neuheit. Er gilt damit als Begründer der „lectio divina“, einer Leseweise, bei der das Evangelium mit dem Herzen meditiert wird. Zum anderen müsse er ein eindrucksvoller Prediger gewesen sein: Es heiße von Augustinus, dass er sich noch als Rhetorikprofessor einmal hinter eine Säule gestellt habe, als Ambrosius predigte, um zu erfahren, ob er von diesem rhetorische Feinheiten lernen könne. Dabei sei Augustinus gerade durch die wohlgeformten Worte des Bischofs Ambrosius zum Glauben gekommen. Vor allem seine Schwierigkeiten mit dem Alten Testament solle Ambrosius Augustinus genommen haben, schilderte Bischof Voderholzer. 

„Vielleicht steht hinter einer Säule oder mittendrin einer, den ihr durch euer Glaubenszeugnis zu Christus führen könnt“, ermutigte er die beiden Weihekandidaten. Außerdem ermunterte er sie, bei der Verkündigung des Evangeliums aus dem reichen Schatz des christlichen Brauchtums und der Volkskunst zu schöpfen. Dass die Verkündigung gelingt, hänge wesentlich davon ab, dass die Neugeweihten zum lebendigen Evangelium würden. Dazu gehöre die Ehelosigkeit um des Himmelsreiches willen, die die Kandidaten an diesem Tag versprachen. Bischof Voderholzer bat die Gläubigen, dieses Lebenszeugnis wohlwollend und mit Verständnis anzunehmen.

Ein Triumphbogen

Die Pfarrgemeinde Siegenburg, Train und Niederumelsdorf hatte einen großen Triumphbogen aufgestellt, durch den die Neugeweihten im Anschluss an die Messe schritten. Bischof Rudolf war begeistert vom Einsatz der Pfarrgemeinde. Triumphbögen seien schon in der Antike aufgestellt worden, um heimkehrende siegreiche Feldherren und Kaiser zu ehren. Wem gelte allerdings dieser Triumphbogen? „Er gilt einem ganz besonderen Sieger, nämlich Jesus Christus, dem Sieger am Kreuz, dem unsere zwei Weihekandidaten ihre ganze Existenz zur Verfügung stellen“, machte der Bischof deutlich.

11.12.2019 - Bistum Regensburg , Jubiläum