Anhörung mit Pfarrer

Im Umgang mit Ultras setzt 1. FC Köln auf geistlichen Beistand

Um Pyrotechnik-Ultras zur Raison zu bringen, setzt der 1. FC Köln auch auf geistlichen Beistand. In der Stadion-Verbots-Kommission, die auffällig gewordene Fans anhöre, sitze auch ein katholischer Pfarrer, sagte Werner Spinner, Präsident des 1. FC Kökn, dem neuen Magazin „AdventsZeit“ des Erzbistums Köln. „Wenn der Pfarrer dort mit weißem Priesterkragen sitzt und einen Beschuldigten nachdrücklich und ernsthaft befragt, dann hat schon mancher Delinquent sehr kleinlaut seine Taten eingeräumt“, so Spinner. „Einen Pfarrer lügt man eben auch heute noch nicht so schnell an.“

Für den Club spielen laut Spinner die Werte Ethik und Moral eine wichtige Rolle. Bei Neuverpflichtungen werde nicht nur darauf geschaut, ob sie gut Fußball spielen können. Die Anforderung an die Spieler laute „51 Prozent Charakter, 49 Prozent Fußball“. In dieser Hinsicht sei es positiv, wenn der FC manchmal als „Klostertruppe“ bezeichnet werde.

Spinner bekommt nach eigenem Bekunden eine „Gänsehaut“, wenn er bei der Andacht zum Siason-Auftakt im Kölner Dom am Altar eine Fürbitte vorträgt. „Vor 7.000 Menschen in der Lanxess-Arena bei der Mitgliederversammlung auf der Bühne zu stehen und zu reden, ist nicht mit der Situation im Dom zu vergleichen“, sagte der Präsident. „Den Schrein der Heiligen Drei Könige im Rücken zu haben und dann im Dom das zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt, das ist dann doch ein gewaltiger Unterschied. Da muss man dann schon aufpassen, dass man nicht feuchte Augen bekommt.“ In diesem Moment helfe seine 15-jährige Ministrantenzeit in Sankt Albertus in Köln-Lindenthal.

Kritisch äußerte sich Spinner darüber, dass das Domkapitel das Absingen der FC-Hymne während der Andacht offiziell nicht erlaube. „Sie ist nicht unpassend, denn in ihr ist viel von Gemeinschaft und Zusammenhalt - eben von christlichen Werten - die Rede.“ Und zur Kirche allgemein meinte der Fußball-Funktionär, sie müsse sich gesellschaftspolitisch stärker zu Wort melden. Zudem vermisse er bei ihr die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

KNA

29.11.2017 - Sport