Verdacht auf Brandstiftung

Großfeuer in Kathedrale von Nantes

Nach dem verheerenden Großfeuer in der Kathedrale im westfranzösischen Nantes ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Es gebe im Innenraum der Kirche drei unterschiedliche Brandherde, sagte der zuständige Staatsanwalt Pierre Sennes kurz nach Eindämmung der Flammen am Samstagmorgen laut französischen Medienberichten: an der Orgel sowie an zwei Stellen im Hauptschiff der Kathedrale. "Das sieht nicht nach einem Zufall aus."

Bisher gibt es den Berichten zufolge jedoch noch keine Spuren eines Einbruchs in das Gotteshaus. Gleichwohl gehe man derzeit von einem kriminellen Hintergrund der Brandkatastrophe aus, bei der laut Feuerwehr die große Orgel über dem Hauptportal weitgehend zerstört wurde. Feuerwehrchef Laurent Ferlay teilte außerdem mit, die Orgelempore sei nun instabil und drohe wegen des Feuers einzustürzen. Die Statik des Gesamtbaus scheine aber intakt zu sein. Menschen kamen nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu Schaden.

Der Brand in der spätgotischen Kathedrale war am Samstagmorgen ausgebrochen. Die um 7.44 Uhr alarmierte Feuerwehr war mit über 100 Kräften im Einsatz. Auf aktuellen Videoaufnahmen war zu sehen, wie dichter schwarzer Rauch aus der Fassade drang. Auch Flammen waren erkennbar. Die Polizei sperrte das Viertel rund um das Gotteshaus ab, auch um Schaulustige abzuhalten, wie es hieß.

Die Französische Bischofskonferenz zeigte sich in einer ersten Mitteilung erleichtert, dass der Brand keine menschlichen Opfer gekostet habe. Sie rief die französischen Katholiken zum Gebet für die Gläubigen im Bistum Nantes auf, dessen Sitz derzeit vakant ist. Diözesanadministrator Francois Renaud zeigte sich erschüttert. Dies sei ein trauriger Tag für die Kirche und die Stadt Nantes. "Jeder ist mit dieser Kathedrale verbunden", sagte er gegenüber Medien.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sicherte der Bischofskonferenz seines Landes vom Brüsseler EU-Gipfel aus sein Mitgefühl zu. Die nationale Gemeinschaft und die katholische Kirche seien angesichts dieses neuerlichen Dramas fest verbunden, betonte er auch mit Blick auf den Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame vor 15 Monaten. Auf Twitter schrieb Macron, das Feuer in der Bischofskirche von Nantes habe ein "gotisches Juwel" getroffen. Derweil kündigten mehrere Minister, darunter Kulturministerin Roselyne Bachelot, noch für Samstag Besuche vor Ort an.

In Frankreich hatten sich in den vergangenen Jahren die Angriffe auf Kirchengebäude gehäuft, darunter auch die Kathedrale in Nantes. 2013 kletterten Unbekannte offenbar über ein Baugerüst ins Innere des Baus. Ein Teil des Chorraums sowie ein Altar wurden verwüstet und besprayt. Die Täter hinterließen damals obszöne Schmierereien, Zeichnungen von Hitler-Bärten und andere Nazi-Embleme, Teufelssymbole wie die Zahl "666" auf einem der Altäre sowie Symbole, wie sie die Gegner der in Frankreich freigegebenen "Homo-Ehe" benutzen. Einige Statuen und Kreuze in der Kathedrale wurden bei der Tat geschwärzt und verunstaltet.

Der Bau der Peter-und-Paul-Kathedrale im westfranzösischen Nantes begann im Jahr 1434 und zog sich mit Unterbrechungen bis ins 19. Jahrhundert. Das Gotteshaus im Stil der französischen Spätgotik hat mit rund 38 Metern eines der höchsten Kathedralgewölbe in Frankreich. Bereits 1972 war es bei Reparaturarbeiten zu einem Brand gekommen. Die Restaurierung dauerte damals bis Mitte der 1980er Jahre. Schon während des Zweiten Weltkriegs war die Kathedrale durch alliierte Luftangriffe teilweise zerstört und später wieder aufgebaut worden.

KNA