Papst besucht ukrainische Pfarrei

Am Grab des ersten Lehrers

ROM – Der Papst hat das Grab seines ersten Glaubenslehrers besucht und gleichzeitig die ukrainische Diaspora in Rom getroffen, als er am Sonntag in der griechisch-katholischen Basilika Santa Sofia (zur heiligen Weisheit) zu Gast war. Dort ist der ukrainische Salesianerpater Stepan Tschmil (1914 bis 1978) begraben. Er hat Jorge Mario Bergoglio einst das Grundwissen des katholischen Glaubens vermittelt.

Die ukrainische Pfarrei der griechisch-katholischen Gläubigen in Rom hat eine Besonderheit: Neben der eigentlichen Pfarrkirche besteht eine zweite große Kirche, die fast 40 Minuten vom Stadtzentrum entfernt ist – die Basilika Santa Sofia. Sie wurde in den 1960er Jahren von Kardinal Josef Slipy (1893 bis 1984) gebaut. Johannes XXIII. hatte dem aus Sibirien befreiten Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche ein Stück Land geschenkt.

Mission in Buenos Aires

In der Krypta der Basilika ist Stepan Tschmil begraben: ein Salesianerpater, der das Leid und die Verfolgung der Ukrainer durch die Sowjetkommunisten am eigenen Leib erfuhr. In Buenos Aires vermittelte er statt dem selbst erlebten Hass und der Gewalt an junge Menschen die Frohe Botschaft. Unter ihnen war auch Jorge Mario Bergoglio, dem zwar seine Großmutter schon den Glauben näher gebracht hatte. Doch Pater Tschmil vermittelte ihm das nötige Grundwissen.

Am vorigen Sonntag konnte der Papst erstmals das Grab seines frühen Lehrers besuchen. Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk begleitete ihn. Die beiden kennen sich gut, weil Schewtschuk früher in Buenos Aires Bischof für die griechisch-katholischen Ukrainer in Argentinien war. „Als ich ihn zum ersten Mal traf, dachte ich, er sei der Messdiener des neuen Bischofs“, scherzte Papst Franziskus. Schewtschuk ist 48 Jahre alt und bereits seit sieben Jahren Oberhaupt der mit Rom unierten Kirche der Ukrainer.

Plage des Kriegs

„Ich verstehe, dass, während ihr hier seid, euer Herz für euer Land schlägt. Und es schlägt nicht nur aus Zuneigung, sondern vor allem wegen der Plage des Kriegs und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten“, sagte der Papst in seiner kurzen Ansprache an die Gemeinde in der Basilika. Er wolle den Anwesenden seine Nähe mit ihrem Volk versichern, erklärte Franziskus. Er betonte, dass er um Frieden in dem osteuropäischen Land bete. Gleichzeitig würdigte er die harte Arbeit, die viele Ukrainer fern von der Heimat vollbringen, um ihren Angehörigen ein Auskommen zu ermöglichen.

Mit einer Anekdote heiterte der Papst die zahlreichen Gläubigen auf: Er beginne und beende jeden Tag „ukrainisch“, scherzte er in Anspielung auf eine Marienikone, die ihm Großerzbischof Schewtschuk noch in Buenos Aires geschenkt hatte. Diese, so vertraute Franziskus seinen Zuhörern an, habe er sich neben wenigen anderen ausgewählten Dingen aus Argentinien nach Rom bringen lassen. Jeden Abend küsse er die Abbildung vor dem Schlafengehen und begrüße sie am Morgen.

Mario Galgano

30.01.2018 - Papst