Am 29. März verleiht der Franziskanerorden dem jordanischen König Abdullah II. in Assisi die Lampe des Friedens. Es handelt sich um eine Nachbildung der berühmten Öllampe am Grab des heiligen Franz. Mit der Auszeichnung würdigt der Orden den Einsatz für gute Beziehungen zwischen den Völkern. Frühere Preisträger waren Jassir Arafat, Michail Gorbatschow, Schimon Peres, der Dalai Lama, die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus sowie – im Vorjahr – Bundeskanzlerin Angela Merkel.
2017 feierten die Franziskaner 800 Jahre Präsenz im Heiligen Land. Wollen sie nun den König ermutigen, dass er den Verständigungsprozess zwischen Israelis und Palästinensern, der sozusagen auf Eis liegt, erneut anstößt? Wünscht sich der Orden gar eine Wiederbelebung der Friedensinitiative, die im März 2002 von der Arabischen Liga verabschiedet und drei Monate später von den 57 Mitgliedern der Organisation der Islamischen Konferenz (OIK), einschließlich des Iran, angenommen wurde?
In Israel wurde die API genannte Erklärung kaum wahr- oder zumindest nicht ernst genommen. „Niemand dort erkannte die beispiellose Chance, die sie bot“, schrieb König Abdullah bedauernd in seinem Buch „Die letzte Chance – Mein Kampf für Frieden im Nahen Osten“. Abdullah rief die API auch nach 2002 mehrfach in Erinnerung. In seinem Buch warnt er eindringlich: „Israel ist offenbar der Meinung, alle Zeit der Welt zu haben. Doch seine Verzögerungstaktik, Umkehrmanöver und Hinhaltestrategien fordern einen hohen Preis.“
In des Königs eigenem Land rumort es indessen gewaltig. Wiederholt haben die Jordanier in jüngster Zeit demonstriert: für soziale Gerechtigkeit, mehr Mitsprache und Transparenz und gegen Sparmaßnahmen der Regierung. Im vergangenen Juni gingen Zehntausende auf die Straßen, blockierten Hauptstraßen und entzündeten Autoreifen. Den Tourismus, der schätzungsweise zehn bis zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, hat dies offenkundig nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: 2017 und 2018 stiegen die Ankunftszahlen von Besuchern und die Umsätze der Beherbergungsbranche um etwa 15 Prozent. Viele Hotels in Wadi Mousa bei Petra waren erstmals seit Jahren wieder ausgebucht.
Ort der Taufe Jesu
Die Nabatäerstadt Petra ist keineswegs der alleinige Besuchermagnet des Königreichs. Dieses kann nicht nur mit großartiger Natur, großer Vergangenheit und den Spuren der Kreuzfahrer aufwarten, es ist auch „Heiliges Land“. Die nach bibelarchäologischen Erkenntnissen wahrscheinliche Taufstelle Jesu – laut Johannesevangelium in einem Ort namens Bethanien – liegt auf der Ostseite des Jordanflüsschens, am Wadi al-Kharrar, und damit in Jordanien.
Grabungen haben dort seit Mitte der 1990er Jahre Bauten aus römischer und byzantinischer Zeit freigelegt, die auf eine frühe christliche Verehrung hinweisen. An diesem Ort – seit 2002 jordanischer Nationalpark und seit 2015 Weltkulturerbe der Unesco – sind dank der Schenkung von Grundstücken durch den jordanischen König mittlerweile 15 Kirchen entstanden.
„Dass so etwas möglich ist in einem islamisch geprägten Land, ist nicht selbstverständlich“, sagt der Heilig-Land-Kenner und promovierte Theologe Georg Röwekamp. Der Vertreter des Deutschen Vereins vom Heiligen Land in Jerusalem erklärt die Hintergründe so: „Der jordanische König und seine Familie haben es sich ganz bewusst zur Aufgabe gemacht, die christliche Präsenz in ihrem Land zu stärken und den christlich-islamischen Dialog zu fördern.“