Für ihn gehört das „tägliche Brot“ zum Leben wie das Amen zum Gebet: Heinrich Traublinger ist stellvertretender Landesinnungsmeister für das bayerische Bäckerhandwerk. Das deutsche Brot ist für ihn wahrhaft ein Kulturerbe. Im Interview anlässlich des Welttags des Brotes am 16. Oktober spricht er über Tradition und Herkunft und plädiert für Nachhaltigkeit und fairen Handel.
Herr Traublinger, wenn Jesus das Brot des Lebens ist, ist das Brot für Sie …
… neben meiner Familie mein Lebensinhalt. Das Herstellen von Brot ist nicht nur eine besonders schöne und erfüllende Aufgabe. Es gibt einem auch immer das Gefühl, etwas sehr Wichtiges für die Allgemeinheit zu tun. Brot ist ein Grundnahrungsmittel und gehört zur Kultur unseres Landes, wie auch seine Vielfalt hier zeigt. Gerade während Corona wurde deutlich, dass viele Menschen den Wert des Brotes wieder schätzen gelernt haben.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Definitiv ja. Ich gehöre zwar nicht zu den Menschen, die regelmäßig am Sonntag die Messe besuchen, aber ich bin dank christlicher familiärer Wurzeln und alleine schon von Berufswegen – der Beruf des Bäckers hat eine lange und wertereiche Tradition – ein gläubiger Mensch. Ich glaube an Gott und versuche, christliches Miteinander im Alltag umzusetzen. Dies beginnt vom Umgang mit Mitarbeitern bis hin zu Brotspenden für Bedürftige.
Weshalb ist der Bäckerberuf ein Beruf mit Tradition?
Der Beruf des Bäckers zählt ja zu den ältesten Berufen der Welt. In allen bekannten Kulturen findet man das Brotbacken in den unterschiedlichsten Variationen. Schon das allein belegt die historische Bedeutung unseres Berufs.
Weshalb ist es wichtig, Traditionen zu bewahren?
Im Alltag ist es genauso wichtig wie beim Brotbacken: immer offen sein für Neuerungen, aber das Alte dadurch nicht vergessen, sondern bewahren. Denn immer öfter stellt sich heraus, dass alte Traditionen heute noch genauso ihre Berechtigung und ihren Sinn haben. Ein Kollege hat einmal gesagt, dass man immer für Neuerungen aufgeschlossen sein soll, aber die „DNA“ – und damit meinte er die Tradition – muss immer erhalten bleiben. Traditionen schenken Wurzeln in einer sich immer schneller drehenden Welt. So wie wir alle neugierig auf Neues sind, so lieben wir doch auch Vertrautes. Gutes muss man nicht verändern. Man sollte es nur weiterentwickeln.
Woran erkennt man gutes Brot?
Darüber gibt es mindestens so viele Meinungen, wie es Geschmäcker gibt. Man kann von der Optik her sicherlich schwer auf den Geschmack schließen. Trotzdem ist bei der Wahl zunächst die Kruste entscheidend. Man kann erkennen, ob einen ein Brot optisch vom Geschmack her anspricht. Brot, je nach Sorte, sollte in der Regel kräftig gebacken sein. Das Aussehen der Kruste spielt hier eine ganz entscheidende Rolle.