Wer an Pilger denkt, denkt meist an Fußgänger auf dem Weg zu einem großen Wallfahrtsort – etwa auf dem spanischen Jakobsweg, der nach Santiago de Compostela führt, der legendären Grablege des Apostels Jakobus. Pilgern geht aber auch mit dem Fahrrad. Eine besondere Anlaufstelle haben Radpilger im Wuppertaler Westen: Seit Februar ist die Kirche St. Ludger in Vohwinkel Fahrradkirche und Wallfahrtsstätte der „Madonna del Ghisallo“.
Der kleine Ort Ghisallo thront oberhalb des Comer Sees im Norden Italiens. Er wäre kaum der Rede wert, wäre er nicht Teil der Lombardei-Rundfahrt, einem Radrennen, das als Klassiker des Sports gilt. Selbst Profis unter den Radfahrern sind froh, wenn sie die kleine Kirche des Ortes erreicht haben.
Vorher mussten sie eine Steigung von nicht weniger als 14 Prozent bewältigen. Es wundert daher nicht, dass manch einer in das kleine Kirchlein einkehrt, dort ein stilles Dankgebet verrichtet und vor der Madonna eine Kerze entzündet. So wurde die Madonna del Ghisallo im Lauf der Zeit zur Patronin der Radfahrer.
Seit 70 Jahren Schutzpatronin
Wer sie heute besucht, wird eine Kapelle vorfinden, die zahlreiche Dankgaben von Radfahrern beherbergt: Trikots, Radkränze und vieles mehr gereichen der Madonna zur Ehre, deren Ruf schließlich auch Papst Pius XII. erreichte. Er erhob die Madonna del Ghisallo am 13. Oktober 1949, vor genau 70 Jahren, zur Schutzpatronin der Radfahrer.
Heute erfreut sich das Zweirad wieder zunehmender Beliebtheit. Das Radfahren pendelt zwischen Lifestyle, Trendsport und klimagerechter Mobilitätsalternative. In vielen Gegenden werden Bahntrassen zu zweiradfreundlichen Verkehrswegen umgebaut – mancherorts sogar, wie im Ruhrgebiet, zu Radschnellwegen.