Berühmt ist er für seine liebevollen Bildergeschichten über „Vater und Sohn“, die er mit dem Pseudonym E. O. Plauen signierte. Im Krieg zeichnete er für die NS-Zeitschrift „Das Reich“. Die Nationalsozialisten stellten Erich Ohser 1944 wegen seiner Kritik am Regime vor Gericht. Dem sicheren Todesurteil kam er durch Suizid zuvor – vor genau 75 Jahren.
Der Vater ist selbst noch Kind – ein Freund, keine strenge Autoritätsperson. Geduldig begleitet der von Erich Ohser zwischen 1934 und 1937 gezeichnete gutmütig-dickliche Vater die Abenteuer seines pfiffig-frechen Sohnes, kauft Silvesterknaller und übernimmt die verhassten Schulhausaufgaben.
Während die Popularität der meist ganz ohne Worte auskommenden Bildergeschichten bis heute ungebrochen ist – die Auflagen liegen bei mehreren Hunderttausend – ist die Person hinter der Serie nur wenigen bekannt: Hinter dem Pseudonym E. O. Plauen steht der 1903 bei Plauen im Vogtland geborene Karikaturist und Zeichner Erich Ohser.
Zeichner im „Vorwärts“
Nach dem Kunststudium in Leipzig machte sich Ohser im Berlin der 1920er Jahre rasch einen Namen: Er illustrierte die ersten Bücher seines Freundes Erich Kästner, arbeitete als Schnellzeichner in einem Varieté und für den „Vorwärts“. So zeigte er in der SPD-Parteizeitung Nazi-Propagandist Joseph Goebbels und Adolf Hitler als lächerliche Witzfiguren.
Nach der Machtergreifung hatte das Konsequenzen: Ohser erhielt Berufsverbot. Nur über Umwege bekam er eine neue Chance: Er gewann den Wettbewerb um eine neue Zeichenserie für die „Berliner Illustrirte“: die Geburtsstunde von „Vater und Sohn“.
Die zutiefst menschlichen, dem Kind zugewandten Zeichnungen enthielten sich nun jedes Zeitbezugs und jeder politischen Stellungnahme. Im Nachhinein kann man das als stummes Zeugnis der inneren Emigration Ohsers deuten. Absurd zugleich, dass die Nationalsozialisten die populären Figuren des geschmähten Zeichners für eigene Propagandazwecke einsetzten, etwa zu Spendenaufrufen für das Winterhilfswerk oder die NS-Organisation „Kraft durch Freude“.