Wochenlang waren Museen und Ausstellungen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Jetzt dürfen sie wieder öffnen – mit Einschränkungen. Ein Erfahrungsbericht aus der Berliner Gemäldegalerie.
Bewundernd steht die siebenjährige Lorenza vor dem dreiflügeligen, farbig gefassten Altar aus dem Jahr 1430. „Maria mit dem Kinde“ heißt das Werk eines namentlich nicht bekannten Künstlers, den die Wissenschaft „Meister des Gereonaltars“ nennt. Die vollplastische gotische Madonnenfigur mit Krone und nacktem Jesusknaben auf dem Arm wird flankiert von Heiligenfiguren.
Was normalerweise in einer Kirche zu bewundern ist, befindet sich in der Gemäldegalerie im Kulturforum in Berlin. Nach wochenlanger Corona-Pause hat die wieder geöffnet – wie viele andere Kultureinrichtungen in ganz Deutschland. Endlich wieder ins Museum, wenn auch nur mit Maske. An der Kasse grüßt die Kassiererin wie im Supermarkt hinter Plexiglas. Auch sie trägt eine Maske, die sie beim Sprechen zur Seite schiebt.
Andrang ist überschaubar
Die Sonderausstellung „Pop on Paper: Von Warhol bis Lichtenstein“, erklärt sie, könne nur bei vorheriger Anmeldung besucht werden. „Sie können aber gerne schon heute Karten für das kommende Wochenende reservieren lassen“, sagt sie freundlich. Die Dauerausstellung dagegen ist zugänglich. Eigentlich gelten hier Zeitfensterregelungen, aber der Besucherandrang ist überschaubar.
Wir nutzen die Chance und können unser Glück, nach wochenlanger Kunstabstinenz großartige religiöse Kunst von Weltrang zu bewundern, kaum fassen. Natürlich müssen wir die geltenden Corona-Regeln respektieren. Das heißt vor allem: Abstand halten! Es gibt einen festgelegten Rundgang. Die Säle sind – auch weil wegen der Pandemie keine Führungen angeboten werden – nicht überfüllt. Und auch die Aufsichtskräfte tragen alle Masken.
Draußen scheint die Sonne. Ob das ein Grund ist, dass Eltern mit ihren Kindern erst einmal lieber den wieder freigegebenen Spielplatz besuchen, als ins Museum zu gehen? Da auch die Kirchen nicht ohne Einschränkungen zugänglich sind, wird der Museumsbesuch zur Möglichkeit, sich mit christlicher Religion auseinanderzusetzen. Groß und Klein können endlich wieder richtige Kunst sehen, nicht nur virtuell.