Im September hat die erstmalige Entdeckung von Wasserdampf auf einem fernen Planeten außerhalb des Sonnensystems den Spekulationen über die Existenz außerirdischen Lebens neue Nahrung gegeben. Zunehmend beschäftigen sich auch Theologen mit der Frage: Ist die Erde der einzige belebte Planet? Oder hat der Mensch Geschwister in fernen Welten?
Die Meldung des Wissenschaftsjournals „Nature Astronomy“ erregte weltweit Aufsehen. Astronomen haben demnach zum ersten Mal in der Atmosphäre eines sogenannten Exoplaneten Wasserdampf nachgewiesen. Die Gashülle jenes rund 110 Lichtjahre entfernten Planeten namens K2-18b, welcher von allen bisher entdeckten als am ehesten bewohnbar gilt, könnte bis zu 50 Prozent Wasser enthalten, heißt es.
K2-18b ist mehr als doppelt so groß wie die Erde und etwa achtmal so schwer. Die Forscher vermuten, dass er mit einer Oberflächentemperatur zwischen 0 und 40 Grad Celsius kühl genug ist, um flüssiges Wasser gebildet zu haben. Diese Entdeckung, die auf Daten des Weltraumteleskops „Hubble“ beruht, könnte ein Meilenstein in der Suche nach außerirdischem Leben sein.
Zwar bedeutet der Fund nicht, dass es tatsächlich Leben auf dem Exoplaneten gibt. Für die Co-Autorin der Studie, Giovanna Tinetti, ist die Entdeckung gleichwohl „überwältigend“. Schließlich sei es gelungen, zum ersten Mal Wasser auf einem Planeten zu nachzuweisen, der sich in der „bewohnbaren Zone“ um einen Stern bewegt. Die Temperaturen auf dem Planeten seien „möglicherweise mit Leben kompatibel“, sagte Tinetti. Andere Wissenschaftler sind da skeptischer: Sie sehen K2-18b eher als Gasriesen von der Art des Neptun.
Als Argument für die Existenz intelligenten Lebens fernab der Erde wird insbesondere die Tatsache angeführt, dass es allein in der Milchstraße bis zu 400 Milliarden Sterne gibt. Und die Milchstraße ist nur eine von mehr als 100 Milliarden Galaxien im sichtbaren Universum. Seit 1961 gibt die Drake-Gleichung an, wie wahrscheinlich die Existenz für intelligentes außerirdisches Leben ist.
Die vom US-Astrophysiker Frank Drake entwickelte Formel bezieht mehrere unbekannte Faktoren mit ein: etwa den Anteil bewohnbarer Planeten, den Anteil an Planeten mit Leben oder jenen an Planeten, deren hypothetische Bewohner an interstellarer Kommunikation interessiert sind. Entsprechend umstritten ist die Gleichung.
So gehen etwa viele Forscher willkürlich davon aus, dass ein Planet, der von einfachen Organismen bevölkert ist, zwangsläufig früher oder später intelligentes Leben hervorbringt. Darüber hinaus können intelligente Lebensformen in einer relativ kurzen Zeitspanne wieder aussterben, ohne dass ihre galaktischen Nachbarn von ihnen erfahren hätten.
Sehr unwahrscheinlich
Frank Drake selbst ging von bis zu 100 Millionen intelligenten Zivilisationen in der Milchstraße aus. Konservativere Schätzungen vermuten rund 100, andere gar nur eine – die Menschheit. Der deutsche Evolutionsbiologe Ernst Mayr (1904 bis 2005) wies darauf hin, dass von den rund 50 Milliarden Arten, die die Erde hervorbrachte, lediglich eine Intelligenz entwickelt hat, dass also die Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben sehr gering ist.
Für den Theologen Walter-Jörg Langbein, der sich in seinen populärwissenschaftlichen und teils hochspekulativen Büchern mit großen Fragen der Menschheit beschäftigt, spricht viel für Leben auf anderen Himmelskörpern: „Je genauer die astronomischen Instrumente werden, desto mehr Planeten werden fast tagtäglich entdeckt, auf denen es Leben geben kann. Angesichts der unglaublich hohen Zahl von Sternen alleine in unserer Galaxie ist die Existenz von fremden Zivilisationen mehr als nur wahrscheinlich.“
Langbein ist überzeugt, dass die Vorstellung höher entwickelten Lebens außerhalb der Erde dem christlichen Glauben nicht widerspricht. „Wenn man das Universum und nicht nur unser Sonnensystem als die Schöpfung ansieht, dann muss der Mensch keineswegs die Krone der Schöpfung und die Erde auch nicht der wichtigste Planet im Universum sein“, meint Langbeim. „Diese Annahme wäre vermessen und ist meiner Meinung nach falsch.“