Die Corona-Pandemie hat Bangladesch schwer zugesetzt. Nach strikten Ausgangsbeschränkungen droht vielen Menschen nun eine Einkommenskrise. Und die Christen des Landes müssen einen schmerzlichen Verlust hinnehmen.
Eigentlich hatte Anowara Begum in Bangladesch gerade erst ein bisschen Frieden gefunden. Die 60-Jährige ist vor drei Jahren aus ihrem Heimatdorf im Nachbarland Myanmar vor der Militärgewalt gegen die Rohingya-Minderheit hierher geflohen. Seitdem lebt sie in Kutupalong, dem derzeit wohl größten Flüchtlingslager der Welt.
Zwar sind die Lebensbedingungen alles andere als gut. Begum aber war schlicht froh, der Verfolgung entkommen zu sein. „Ich möchte in Ruhe leben und gesund bleiben“, sagte die hagere Frau noch Anfang März. Doch statt Waffengewalt und brennenden Hütten kam bald eine neue Gefahr: das Coronavirus.
Die globale Pandemie hat Bangladesch ins Mark getroffen – auch wenn die offiziellen Zahlen in Relation zur Gesamtbevölkerung nicht sehr hoch erscheinen. Ende Juli gab es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) knapp 220 000 bestätigte Covid-19-Infektionen. Dazu zählen den Angaben zufolge auch die bisher fast 3000 Todesfälle.
Experten gehen allerdings davon aus, dass die Dunkelziffer weit höher liegt. Zum einen blieben viele Fälle unentdeckt, weil es wegen mangelnder Ausrüstung schwer möglich ist, flächendeckend zu testen. Andererseits verstärke die mitunter prekäre medizinische Versorgungslage das Risiko, schneller an den Folgen einer unerkannten Corona-Infektion zu sterben.
Schwierige Virus-Vorsorge
Für Bangladesch gelten ähnlich wie für das Nachbarland Indien besondere Umstände im Kampf gegen das Virus. Da seine mehr als 160 Millionen Menschen auf einer Fläche kaum halb so groß wie Deutschland leben, gilt das südasiatische Land als das am dichtesten besiedelte weltweit. Die Vorsorge, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, gestaltet sich schwierig.
Abstand halten, zu Hause bleiben und Selbstisolation sind nicht nur in Millionenmetropolen wie der Hauptstadt Dhaka oder Chittagong eine Herausforderung. Auch auf dem Land, wo das Sozialleben von großen Menschenansammlungen etwa bei Viehmärkten oder durch das traditionelle Zusammenwohnen in Großfamilien geprägt wird, ist Distanz nicht immer möglich.