"In Zukunft größeren Aufwand treiben"

Ärztepräsident: Altenheime schützen und Besuch wieder erlauben

Um Altenheime nicht dauerhaft zu isolieren, fordert Ärztepräsident Klaus Reinhardt neue Regeln zum Schutz der Bewohner vor einer Infektion mit dem Coronavirus: Dann müssten Besuche wieder möglich sein, sagte der Präsident der Bundesärztekammer den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) - "aber eben abgesichert. Wir müssen da in Zukunft größeren Aufwand treiben".

Alle Besucher sollten Schutzkleidung tragen, forderte Reinhardt weiter: "Sinnvoll wäre auch eine Schleuse, in der sich Gäste desinfizieren und Schutzkleidung anlegen müssen. Erst danach sollten sie die Räume der Bewohner betreten." Die zusätzlichen Hygienemaßnahmen für Besucher seien jedoch vom Pflegepersonal nicht zu leisten. "Das wäre etwas für Freiwilligendienste", regte Reinhardt an. Die Kosten dafür solle die öffentliche Hand tragen.

Mit Blick auf die Debatte um eine Maskenpflicht als Voraussetzung für eine Lockerung der Kontaktsperren warnte Reinhardt vor den Folgen für das öffentliche Leben in Deutschland: "Das darf keine Dauersituation werden. Wir sollten nicht wie in Asien vom Dreijährigen bis zum 93-Jährigen mit Masken herumlaufen. Wir sollten uns ins Gesicht schauen können und nicht ängstlich aneinander vorbeilaufen." Wenn nötig, sei allenfalls eine kurzfristige staatliche Empfehlung zum Maskentragen in Ordnung.

Um Ärzte und Pfleger gegen das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus abzusichern, forderte der Ärztepräsident, Covid-19 als Berufskrankheit anzuerkennen: "Wenn zum Beispiel eine Ärztin oder ein Pfleger nach einer Lungenentzündung eine schwere chronische Atemwegserkrankung behält, sollte das zu einer Unterstützung durch die Berufsgenossenschaften führen." Eine Gefahrenzulage für Ärzte dagegen sei nicht nötig.

Reinhardt räumte ein, dass durch die Corona-bedingte Verschiebung von planbaren Eingriffen und Untersuchungen Probleme bei der Patientenversorgung auftreten könnten: In lebensgefährliche Lagen komme deswegen niemand, es gebe aber Grenzfälle. "Im Extremfall kann es zum Beispiel sein, dass bei einer Verschiebung einer Früherkennungsuntersuchung, etwa bei Brustkrebs, sich auch die Diagnosestellung um einige Wochen verschiebt."

KNA

08.04.2020 - Corona , Medizin , Senioren