Ärztepräsident:

Immune Menschen sollen wieder arbeiten dürfen

Die Bundesärztekammer spricht sich dafür aus, für solche Personen die Kontaktsperre zu lockern, die eine Corona-Ansteckung schon überwunden haben. Dafür wäre es gut, möglichst viele Bundesbürger auf Antikörper zu testen. "Alle, die immun sind, weil sie die Infektion schon hinter sich haben, könnten dann wieder zur Arbeit gehen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen", sagte Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag).

"Diese Menschen wären die ersten, die ins Normalleben entlassen werden könnten. Der große Vorteil ist ja: Sie sind weder gefährdet noch gefährden sie andere", fügte er hinzu.

Kritik an diesen Forderungen kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Die Vorschläge seien realitätsfern, sagte Vorstand Eugen Brysch. "In der Krise müssen sich alle an die gleichen Regeln halten, sonst funktioniert es nicht." Wenn jetzt geheilte Menschen in das Normalleben entlassen würden, bedeute das Chaos für die Ordnungshüter. Eine Kontrolle wäre unmöglich. "Schließlich hat ja auch niemand vor, amtliche Armbinden für von Corona Geheilte auszugeben."

Nach Einschätzung von Reinhardt sind die ambulante und stationäre Versorgung in Deutschland gut, vor allem in Vergleich zu anderen Ländern Europas. Die Nutzung der Intensivbetten und Beatmungsgeräte sei noch nicht ausgeschöpft, weshalb Covid-19-Patienten aus anderen Staaten aufgenommen werden könnten, sagte der Ärztekammer-Präsident. 7.000 Patienten mit Covid-19 befinden sich nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft derzeit in deutschen Kliniken, davon 1.500 auf Intensivstationen.

Um eine bessere Übersicht über freie Kapazitäten zu haben, sollten sich möglichst alle Kliniken mit Intensivbetten am sogenannten DIVI-Intensivregister beteiligen. Bisher seien es nur 700 von 1.160 Krankenhäusern, sagte der Ärztepräsident. "Ich bin dafür, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sein gerade verabschiedetes Gesetz zum Schutz der Bevölkerung dafür nutzt, die Meldung der Kliniken auf der DIVI-Plattform verpflichtend zu machen", forderte Reinhardt. "Dann könnten wir punkt- und zeitgenau sehen, in welcher Stadt, in welchem Krankenhaus wie viele Beatmungsplätze frei sind und sie entsprechend schnell und sinnvoll nutzen."

KNA

31.03.2020 - Corona , Gesellschaft , Medizin