Interview zum 80. Geburtstag

Alois Glück: Kirche muss Rolle der Frauen stärken

Alois Glück, früherer Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), erwartet vom Reformprozess in der katholischen Kirche vor allem, dass er die Rolle der Frauen stärkt. Im Interview mit dem Internetportal domradio.de kritisierte er am heutigen Freitag, seinem 80. Geburtstag, den Zustand der Kirche.

„Mittlerweile haben wir in unserer Kirche zum Teil Polarisierungen, die sind krasser und härter als Polarisierungen in der Gesellschaft“, sagte er. Zu vieles sei angstbesetzt. Deshalb sei der Synodale Weg sehr wichtig. Es gehe um „das transparente, offene Ringen um den richtigen Weg, um verschiedene Überzeugungen und um den künftigen Weg der Kirche“. Die erste Synodalversammlung des Reformdialogs findet ab kommenden Donnerstag in Frankfurt statt.

Als ganz wichtigen Schritt in die Zukunft bezeichnete es Glück, wenn das Diakonat für Frauen geöffnet würde. Er hoffe, dass Papst Franziskus im Zusammenhang mit der Amazonassynode nicht nur den Weg für die Priesterweihe bewährter Diakone öffne, sondern „dass in Rom auch endlich entschieden wird“, dass das Diakonat für Frauen möglich wird. Das wäre unter seelsorglichen Gesichtspunkten sehr wichtig.

Der gelernte Landwirt aus dem Chiemgau war von 1970 bis 2008 Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Von 1988 bis 2003 führte er die CSU-Fraktion, dann wurde er zum Präsidenten des Parlaments gewählt. Unter Glücks Regie gab sich die CSU 2009 ein neues Grundsatzprogramm. Von 2009 bis 2015 amtierte er als Präsident des ZdK. Dem höchsten repräsentativen Laiengremium des deutschen Katholizismus hatte er seit 1983 angehört.

Zu seinem runden Geburtstag erhielt Glück zahlreiche Glückwünsche. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte dem Jubilar am Donnerstag für seinen jahrzehntelangen Dienst an Deutschland und Bayern, den er aus seinem tief verankerten christlichen Glauben geleistet habe. „Der Einsatz für die Schwächsten in unserer Gesellschaft ist Ihnen dabei immer ein zentrales und persönliches Anliegen gewesen.“ Glück habe bewiesen, „wie wichtig es ist, einander zuzuhören, die Hand zu reichen und selbst bei umstrittenen Themen Menschlichkeit und Respekt vor dem Anderen zu bewahren“, fügte Steinmeier hinzu.

Die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner würdigte Glück als „moralische Instanz“. Er habe insbesondere die Umwelt- und Sozialpolitik im Freistaat über Jahrzehnte geprägt und sei „einer der großen Vordenker“ gewesen. Nie sei es ihm darum gegangen, sich als Person in die erste Reihe zu drängen. Glücks „große Stärke“ sei es, den besten Kompromiss zu erzielen. Dieser sei „die höchste Kunst in unserer Demokratie, die von Ausgleich lebt“.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg bezeichnete den Oberbayern als „Glücksfall für die katholische Kirche“. Der Politiker habe es verstanden, „der krisengeschüttelten Kirche eine glaubwürdige Stimme zu geben, ohne je unangemessen zuzuspitzen oder zu polarisieren“. Sein Wort finde Gehör und habe den Gläubigen neues Selbstbewusstsein gegeben.

KNA

24.01.2020 - Jubiläum , Laien , Synodaler Weg