Aschermittwoch der Künstler

Bischöfe: Die Kirche muss bereuen

Angesichts von Krisen auch in der Kirche und weltweiter Konflikte haben Bischöfe in Deutschland am Aschermittwoch zur Umkehr aufgerufen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte in seiner Predigt zum "Aschermittwoch der Künstler" verstärkte gemeinsame Anstrengungen bei der Erneuerung der Kirche.

Mit Blick auf sexuellen Missbrauch und den Missbrauch von Macht sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, es sei "höchste Zeit" für Solidarität und Miteinander auf dem "neuen Weg der Kirche". Es gelte weiter, die eigene Schuld, "das, was an Versagen da ist, an Übersehen da ist, an Verwundungen da ist, zu benennen, zu bereuen". Ohne Reue gebe es keinen Neuanfang, so Marx im Münchner Liebfrauendom.

Die bevorstehenden Tage bis Ostern seien eine Zeit, "in der das Gescheiterte und Verletzte eine radikale Wendung erfahren kann", sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bei einem Gottesdienst. Voraussetzung dafür sei die Trennung von allem, was krank mache, belaste oder verderbe. Menschen in Lebenskrisen, in Angst etwa vor Verlust der Arbeit oder in Trauer nach dem Tod eines geliebten Menschen, könnten auf Rettung hoffen.

Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge äußerte laut Predigtmanuskript bei einer ökumenischen Feier seine Bedenken, dass "sicher geglaubte Gewissheiten, entstanden durch die historischen Erfahrungen des letzten Jahrhunderts, heute aufs Spiel gesetzt" würden. "Mein Herz ist zerrissen, wenn ich Menschen mit Argumenten nicht mehr erreiche, weil Fakten nicht wahrgenommen werden wollen, wenn es sich besser anfühlt, das empörte Gefühl einfach rauszulassen." Dröge forderte, diesen "zivilisatorischen Rückschritt" aufzuhalten.

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte bei der ökumenischen Feier, auch die Kirche sei zu Buße und Umkehr aufgerufen und müsse besonders mit Blick auf die Missbrauchsfälle in "Staub und Asche" gehen. "Die Kritik an der Kirche wird lauter. Und deshalb machen wir uns die Urformel der Reformation zu eigen, dass die Kirche immer wieder reformiert werden muss."

Nach Einschätzung des Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst können Kunstschaffende Wegbegleiter auf der Suche nach Gott sein. Kunst in ihren verschiedenen Ausdrucksformen könne Suchenden den Weg weisen, sagte der deutsche Medienbischof in Stuttgart-Hohenheim. "Die Kunst hat mit dem Unsichtbaren und Unsagbaren, mit der Religion und dem Geheimnis zu tun." Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht in der Kunst eine Hilfe für den Menschen, eine Beziehung zu sich selbst zu finden. Es gebe derzeit eine Selbstentfremdung der Menschen.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, ihn hätten kürzlich Kunstwerke, die die Vergänglichkeit behandelten, zum Nachdenken angeregt. "Wir haben von allem zu viel. Dadurch kann es geschehen, dass wir Kraft und Zeit in Dinge investieren, die wir eigentlich für Notwendiges bräuchten." Das Osterfest am Ende der Fastenzeit gebe ihm die Hoffnung, "Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden", denn damit stehe "das Lachen über dem Tod".

Die Tradition des "Aschermittwochs der Künstler" kommt aus Paris und wurde in der Nachkriegszeit in Deutschland aufgenommen. Mittlerweile begegnen sich in über 100 Städten jedes Jahr Kunst- und Kirchenvertreter.

KNA