Äthiopischer Bischof Henok:

Ausschreitungen waren Werk von Islamisten

Die jüngste Gewaltserie in Äthiopien mit insgesamt 239 Toten und mehr als 300 Verwundeten hat der orthodoxe Erzbischof Abune Henok als gezielte Angriffe gegen Christen bezeichnet. Es habe sich dabei um eine koordinierte Aktion gehandelt unter der "Tarnung" ethnischer Konflikte, sagte Henok, dessen Diözese in der Westarsi-Zone des Regionalstaates Oromia liegt, laut dem äthiopischen Nachrichtenportal borkena.com. Anscheinend seien Islamisten und ihr Hass gegen die Anhänger der orientalisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche für das Massaker verantwortlich.

Am 29. Juni hatte die Ermordung des prominenten Sängers und Aktivisten Hachalu Hundessa im ganzen Land Massenproteste ausgelöst. Die Hintergründe sind weiter unklar. Der Künstler gehörte wie auch der Regierungschef und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed der Gruppe der Oromo an. Sie bildet die größte Ethnie in dem ostafrikanischen Vielvölkerstaat, fühlt sich jedoch seit langem benachteiligt. Hundessa galt als Vorkämpfer für die Rechte des Volkes und war zugleich Mitglied der orthodoxen Kirche.

Bereits Stunden nach dem Mord hätten vermummte Gruppen brutale Angriffe auf Gemeindemitglieder in der Region gestartet, berichtete Erzbischof Henok. Er selbst gehe davon aus, dass die Aktion bereits zuvor geplant gewesen sei, auch da zu diesem Zeitpunkt die Öffentlichkeit noch gar nichts von dem Mord wusste. In den Unruhen ab Anfang Juli wurden dann laut dem Geistlichen in seiner Provinz Arsi 19 Menschen, allesamt orthodoxe Christen, grausam getötet, gesteinigt oder zu Tode geprügelt.

Seinen Angaben nach wurden 3.362 orthodoxe Christen bei den mehrtägigen Angriffen vertrieben und suchten in Kirchen Zuflucht. Bei den Attacken seien auch Kirchen wie die Heilig-Erlöser-Kirche in Kokosa in Brand gesetzt worden. 493 Wohnhäuser, 934 Geschäfte, etliche Kliniken und vier Schulen und 72 Autos, die Henok zufolge allesamt Anhängern der orthodoxen Kirche gehörten, seien zerstört worden. Die Angreifer hätten besonders gezielt Jagd auf bekannte Repräsentanten der Gemeinden gemacht.

KNA