Auftakt der "Armutswochen"

Caritas: Steigender Wohnungsnot mit neuen Wohnformen begegnen

Ärmere Menschen sind nach Angaben der Caritas wegen steigender Mieten, Energiepreisen und Schulden immer häufiger vom Verlust ihrer Wohnungen bedroht. Wohnungswirtschaft, Staat, Kirche, Wohlfahrtsverbände und Zivilgesellschaft müssten mehr gemeinsame Anstrengungen für eine Entwicklung neuer Wohnformen unternehmen und dabei auch betroffene Menschen mehr beteiligen, forderte der katholische Wohlfahrtsverband zum Auftakt der "Armutswochen" (17. Oktober bis 14. November). Der Deutsche Caritasverband legte dazu mit seinen Fachverbänden Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) am Montag in Berlin ein Zehn-Punkte-Papier unter dem Titel "erreichbar - bezahlbar - machbar" vor.

Die Verbände kritisierten, dass Wohnungen, die als Ferienwohnung genutzt werden, häufig leer stünden, "obwohl sie dringend gebraucht werden". Wo neu gebaut oder saniert werde, entstünde zu wenig Wohnraum für Menschen mit geringen Einkommen: "Kommune, Staat und Kirche als Eigentümer müssen sich selbst verpflichten, das zu ändern", heißt es weiter. Mehr genossenschaftliche Wohnformen und "Bauweisen, die den sozialen Zusammenhalt stärken", seien erforderlich.

Die Präsidentin des Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, erklärte zum "Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut", der den Auftakt der "Armutswochen" bildet: "Die Kosten des Wohnens bergen gesellschaftspolitisches Konfliktpotenzial, gerade weil sie von allgemeiner Geldentwertung und Inflationsängsten begleitet werden." Wichtig seien "schnell wirksame Maßnahmen" gerade für die am meisten von der Entwicklung bedrohten Personengruppen wie Alleinstehende mit wenig Einkommen, Rentner und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) bekräftigte, dass Mietern nicht gekündigt werden solle, wenn sie die Nebenkosten nicht bezahlen könnten. Dazu werde Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) bis zum Jahresende einen Gesetzesentwurf vorlegen. Geywitz erinnerte an den beabsichtigten Nationalen Aktionsplan zur Überwindung der Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030. Zu den Plänen der Regierung zähle die Einführung eines Rechtsinstituts der "Wohngemeinnützigkeit", sagte Geywitz. Damit könnten unter anderem die Mieten sozial geförderter Wohnungen dauerhaft an soziale Kriterien gebunden werden.

Der steigenden Wohnungsnot müsse auch durch eine Beschleunigung der Fertigstellung von Wohnungen begegnet werden. Aktuell seien schon 850.000 Wohnungen geplant und genehmigt, von denen aber nur etwas mehr als jede dritte in diesem Jahr fertig gestellt werden könnte. Grund seien neben den Problemen in den Lieferketten auch die technischen Kapazitäten in der Bauwirtschaft, sagte die Bauministerin.

KNA

18.10.2022 - Armut , Hilfswerke , Senioren