Christen weltweit feierten Weihnachten

Papst: Christus möge das oft egoistische Herz erweichen

Mit Appellen zu Frieden und Versöhnung haben Christen in aller Welt an Weihnachten der Geburt Jesu gedacht. Im Vatikan erinnerte Papst Franziskus an die Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung. Christus möge das "oft verhärtete und egoistische Herz" der Menschen erweichen, bat er am ersten Weihnachtsfeiertag, bevor er den traditionellen Segen "Urbi et orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis") erteilte. Am zweiten Feiertag erinnerte der Papst an christliche Märtyrer weltweit und erklärte sie zu Vorbildern für alle Christen.

An Heiligabend hatte Franziskus die Menschen beschworen, trotz der Fehler der Kirche auf die bedingungslose Liebe Gottes zu vertrauen. An der nächtlichen Christmette im Petersdom nahmen mehrere Tausend Besucher teil; viele von ihnen verfolgten den Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Petersplatz vor Großbildschirmen bei starker Polizeipräsenz.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen herrschten auch bei den Weihnachtsfeierlichkeiten im Heiligen Land. In Bethlehem, der Geburtsstadt Jesu, drängten sich die Menschen in den Gassen der Altstadt. In der voll besetzten Katharinenkirche warb der Leiter des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, für Toleranz der Religionen und rief dazu auf, "das Licht der Herrlichkeit Gottes überall dort zu bringen, wo es einen Schatten der Dunkelheit gibt".

Das afrikanische Burkina Faso wurde am Weihnachtsfest durch zwei Terroranschläge erschüttert. Dabei kamen mindestens 35 Zivilisten, 7 Sicherheitskräfte sowie 80 bewaffnete Kämpfer ums Leben. Der Doppelanschlag ereignete sich am Dienstag in der Stadt Arbinda und auf einer Militärbasis im Norden des westafrikanischen Landes. Präsident Roch Marc Christian Kabore sprach von einem "barbarischen Angriff" und verhängte eine 48-stündige Staatstrauer. Rund 20 Prozent der etwa 20 Millionen Einwohner Burkina Fasos sind Christen. Zuletzt kam es vermehrt zu Attacken durch radikalislamische Gruppen.

Im Nordosten Nigerias griff die Terrorgruppe Boko Haram ein mehrheitlich von Christen bewohntes Dorf an. Dabei wurden sieben Menschen getötet, eine junge Frau wurde entführt.

Auf den Philippinen sorgte der Taifun Phanfone an den Weihnachtstagen für Verwüstung. Mindestens 16 Menschen starben, Zehntausende mussten sich in Sicherheit bringen. Hunderte Häuser wurden zerstört oder beschädigt, als der Wirbelsturm an Heiligabend mit heftigen Regenfällen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Stundenkilometern über den Inselstaat hinwegging. Der Papst rief zum Gebet für die Opfer auf.

Mit einem gemeinsamen Friedensappell wandten sich der anglikanische Primas Justin Welby und Papst Franziskus an die politischen Führer des Südsudan. Darin rufen sie zu einer raschen Umsetzung des Friedensprozesses in dem weiterhin von Spannungen und Not gezeichneten Land auf.

Unterdessen feierten Christen im Sudan zum ersten Mal seit Jahren wieder öffentlich Weihnachten. Landesweit kündigten Kirchenglocken Gottesdienste an, nachdem die Übergangsregierung den ersten Weihnachtstag spontan zum Feiertag erklärt hatte. Die Interimsregierung, die nach dem Sturz von Langzeit-Präsident Omar al-Bashir im April an die Macht gekommen war, rief zum Zusammenhalt zwischen Sudans Religionsgemeinschaften auf.

In Deutschland mahnten Vertreter der beiden großen Kirchen die Menschen zu einem umweltfreundlicheren Lebensstil. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, verwies beispielhaft auf die "Fridays for Future"-Demonstrationen, an denen sich vor allem junge Menschen beteiligen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, Weihnachten setze "moralische Leitplanken" gegen jede Form von Egoismus.

In Paris fand erstmals seit 1803 keine Weihnachtsmesse in der Kathedrale Notre-Dame statt. Das weltberühmte Gotteshaus in der französischen Hauptstadt war im April durch einen Großbrand stark beschädigt worden.

KNA

27.12.2019 - Kirche , Papst , Weihnachten