Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Corona-Pandemie große Herausforderung für gehandicapte Menschen

Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungam Donnerstag haben Vertreter von Kirche und Hilfsorganisationen auf die schwierige Situation von behinderten Menschen in der Corona-Pandemie hingewiesen. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, forderte von der Politik mehr Beachtung für Betroffene. Auf NDR Info (Donnerstag) sagte sie, gerade die Arbeitsplätze für Behinderte müssten während der Corona-Pandemie unbedingt erhalten bleiben. Hier sei der Staat gefordert. Auch vor Einsamkeit müssten Menschen mit Behinderungdringend geschützt werden, betonte Bentele. Auf keinen Fall dürfe es wieder Besuchsverbote in Pflegeheimen geben.

Bentele kritisierte, dass das Thema Barrierefreiheit bei allen Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft kaum eine Rolle gespielt habe - etwa bei Produkten privater Dienstleister. "Hier ist eine Chance vertan worden", sagte Bentele. Auch bei der Impfstrategie der Bundesregierung fänden behinderte Menschen erschreckend wenig Beachtung.

Der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke sieht das Jahr 2020 als besonders herausfordernd für behinderte Menschen. "Dort, wo wir Barrieren schon für abgebaut hielten, hat ein Virus neue Barrieren für Menschen mit Behinderung entstehen lassen", erklärte Hauke. Auch mit Angehörigen könnten sie nur eingeschränkt in Kontakt treten.

Vielerorts hätten Menschen zudem weiterhin Angst, so der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge für Menschen mit Behinderungen. "Und auch zum diesjährigen Weihnachtsfest werden wir uns nicht so nahe sein können, wie wir es uns wünschen." Zugleich dankte Hauke den Fachkräften und Freiwilligen, die weiterhin schwierige Wege auf sich nähmen, um Menschen in Krankheit und Not beizustehen.

Für den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick gehören Menschen mit Behinderung aktuell zu den "besonders vulnerablen Gruppen", da sie "ohne Kontakte zu anderen Menschen nicht leben" könnten. Viele Frauen und Männer mit Behinderung könnten allein nur schwerlich oder überhaupt nicht die Wohnung verlassen, weil sie auf Alltagsassistenzen angewiesen seien, sagte der Erzbischof weiter. Diese wollten oder könnten aktuell viele Leute kaum leisten. Der berechtigte Schutz von Risikogruppen vor einer Infektion berge auch die Gefahr, dass Menschen mit Behinderung abgeschottet und vergessen würden.

Ähnlich äußerten sich auch die Fachverbände für Menschen mit Behinderung in einer gemeinsamen Erklärung über das Verhältnis von Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen. Zwar gehöre der Personenkreis wegen Vorerkrankungen oft zur Hochrisikogruppe und müsse deswegen besonders geschützt werden, etwa auch durch einen Vorzug bei den bevorstehenden Impfungen. Zugleich warnten die Fachverbände aber davor, durch die Schutzmaßnahmen das Leben behinderter Menschen nicht zu sehr einzuschränken. Besuchsverbote in Einrichtungen oder Schließungen von Werkstätten würden ihre Teilhabe am öffentlichen Leben stark gefährden, hieß es.

Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) machte dagegen auf die Auswirkungen der Pandemie auf das Leben von Menschen mit Behinderungen in den ärmeren Ländern der Welt aufmerksam. Sie seien teilweise verheerend, betonte die Hilfsorganisation. Da Behinderte dort oft nur einen niedrigen Bildungsgrad hätten, seien sie vom lokalen Arbeitsmarkt ohnehin größtenteils ausgeschlossen. Die Wirtschaftskrise treffe sie daher nun besonderes hart.

Zudem seien die Krankenhäuser vielfach nicht barrierefrei und deswegen für Menschen mit Behinderung nicht zu erreichen, erklärte HI weiter. Menschen mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung erhielten daneben kaum Informationen über das Infektionsrisiko.

KNA

03.12.2020 - Behinderung , Corona , Kirchen