Papst tief besorgt

Wieder Tote bei Unruhen in Nicaragua

Im Krisenland Nicaragua hat der Päpstliche Nuntius Waldemar Sommertag die Konfliktparteien zu einem sofortigen Waffenstillstand und zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch des „nationalen Dialogs“ aufgefordert. „Im Namen des Heiligen Vaters und des Heiligen Stuhls möchte ich meine tiefe Besorgnis über die Situation ausdrücken, die das Land erlebt“, zitiert die regierungskritische Tageszeitung „La Prensa“ (Dienstag Ortszeit) den Papstbotschafter. Tod und Gewalt lösten keine politische Krise. Die friedliche und gedeihliche Zukunft des Landes stehe auf dem Spiel.

Am Dienstag kam es in Nicaragua erneut zu schweren Gewaltausbrüchen. Bei einem Angriff regierungsnaher paramilitärischer Banden und offizieller Sicherheitskräfte auf das indigene Stadtviertel Monimbo in der Oppositionshochburg Masaya kamen laut Medienberichten mindestens vier Menschen ums Leben. Zuvor hatte Kardinal Leopoldo Brenes die Bevölkerung Masayas aufgerufen, angesichts der bevorstehenden Attacke sichere Rückzugsräume aufzusuchen.

Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat äußerte sich am Mittwoch beunruhigt über die Lage in dem zentralamerikanischen Land. „Wir sind tief besorgt um unsere Partner und verurteilen die massive Gewalt, die ihnen entgegenschlägt“, sagte Ines Klissenbauer, Mittelamerika-Referentin von Adveniat. Da die Regierung zwar von Frieden spreche, aber gleichzeitig schießen lasse und die Repression gegen die Bevölkerung zunehme, sei derzeit kein Ende der Gewalt in Sicht.

„Immer öfter erreichen uns Berichte über Angriffe und Morddrohungen“, so die Nicaragua-Expertin mit Blick auf die jüngsten Attacken, von denen auch Gotteshäuser und mehrere Bischöfe betroffen waren. Die Regierung unter Präsident Daniel Ortega kriminalisiere diejenigen, die Kirchen als Schutzräume für Oppositionelle zur Verfügung stellten. „Nicaraguas Bischöfe sind aber keine Terroristen, sondern Friedensaktivisten“, betonte Klissenbauer. Adveniat unterstütze die Friedens- und humanitäre Arbeit der Kirche in Nicaragua.

Die aktuelle Krise in Nicaragua entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Mittlerweile fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt von Präsident Daniel Ortega. Den Vorschlag, mit vorgezogenen Neuwahlen die innenpolitische Krise zu beenden, lehnte er ab. Stattdessen wirft er den Regierungsgegnern vor, einen Putsch vorzubereiten und nennt die Demonstranten „Terroristen“.

Seit Beginn der Proteste kamen rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ein „nationaler Dialog“ unter Federführung der Kirche strebt eine Lösung des Konflikts an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen.

KNA

19.07.2018 - Ausland