Vor Afrika-Reise von Kanzlerin Merkel

Einsatz für Schutz von Christen gefordert

Aus Anlass der Afrika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ruft die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zu mehr Einsatz für den Schutz von Christen auf. Merkel solle mit Nigerias Staatspräsident Muhammadu Buhari auch über die Übergriffe muslimischer Fulani-Nomaden sprechen, sagte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Seit Januar seien bei den Übergriffen mindestens 1.357 Menschen getötet worden, die meisten seien Christen gewesen.

Der tödliche Konflikt zwischen den muslimischen Fulani-Hirten und christlichen Bauern um Land und Ressourcen nimmt nach Angaben des Auswärtigen Amtes zu. Grund seien eine fortschreitende Wüstenbildung in Nordnigeria, Bevölkerungswachstum und eine angespannte wirtschaftliche Lage. "Die Angriffe auf Bauerndörfer dürfen nicht länger straflos bleiben", sagte Delius.

Kanzlerin Merkel besucht ab Mittwoch den Senegal, Ghana und Nigeria. Die SOS Kinderdörfer verlangten aus diesem Anlass mehr Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft für die Region. "Nur wenn wir den jungen Menschen in Westafrika helfen, ihre eigene Zukunft zu gestalten, können wir Armutsmigration verhindern", sagte der Sprecher der SOS Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin, in München.

In Ländern wie dem Senegal, Mali, Niger und Burkina Faso hätten Dürren in den vergangenen Jahren zu massiven Ernteeinbrüchen geführt, erklärte die Organisation. 1,6 Millionen Kinder in der Sahelzone seien von Unterernährung bedroht. Auch jahrzehntelange Gewalt trage zu massiver Destabilisierung bei, aktuell insbesondere durch die Terrormiliz Boko Haram. Zudem halte mangelnde Bildung die Menschen in Armut gefangen.

Die Welthungerhilfe mahnte, die Hungerbekämpfung in den Mittelpunkt zu stellen. "Noch immer hungern 815 Millionen Menschen weltweit und die meisten von ihnen in Afrika südlich der Sahara und Südasien", sagte die Präsidentin der Organisation, Bärbel Dieckmann. Im Fokus einer neuen Afrikastrategie sollten besonders die am wenigsten entwickelten Länder stehen. "Die Abwehr von Migration ist aus unserer Sicht nicht die wichtigste Frage, sondern wie es uns gelingen kann, den Menschen im Süden ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu ermöglichen."

Vor ihrer Afrika-Reise traf Merkel am Dienstag noch den Sänger und Mitgründer der Entwicklungsorganisation One, Bono. Mittlerweile würden alle begreifen, "dass Europas und Afrikas Schicksal eng miteinander verknüpft sind", sagte der Frontmann der irischen Band U2 nach dem Gespräch. "Wir können nur zusammen in Wohlstand leben oder zusammen leiden; wir können nur gemeinsam gewinnen oder gemeinsam verlieren." One fordert mehr EU-Geld für Entwicklungszusammenarbeit und eine "echte Partnerschaft" der Bundesregierung mit Afrika.

KNA

29.08.2018 - Afrika , Diskriminierung