Entwicklungsminister Müller:

"Heute sterben 15.000 Kinder"

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat sich fassungslos über mangelnde Bereitschaft der Weltgemeinschaft zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit in armen Ländern gezeigt. "Heute, jeden Tag, sterben 15.000 Kinder", sagte Müller bei einem digitalen Gespräch im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. "Wir könnten das ändern. Warum machen wir es nicht?"

Auch eine "Welt ohne Hunger" sei möglich, sagte er. Die Lösungen lägen auf der Hand. "Aber Wissen ist nicht genug. Es fehlt der politische Wille der Herrschenden in der Welt", kritisierte der Minister. "Es bräuchte lediglich jährlich 14 Milliarden Dollar (knapp 12 Milliarden Euro) der Weltgemeinschaft in den nächsten zehn Jahren, investiert in Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in den Hungerregionen der Welt, dann haben wir 2030 eine Welt ohne Hunger", sagte Müller. Das sei "kein Märchen", dies zeigten wissenschaftliche Studien.

"Warum machen wir das dann nicht?", fragte er. "Warum erhöhen wir permanent die Rüstungshaushalte und nicht den Haushalt für Ernährungssicherung?" Dennoch gebe es Fortschritte in der Entwicklungszusammenarbeit: "Seit 1990 konnte die Zahl der Hungernden auf dem Globus halbiert werden", erklärte Müller. Das sei ein großartiger Erfolg. Aber seit drei Jahren steige die Zahl wieder an, und nun komme man in vielen Ländern in eine extreme Hungerkrise, ausgelöst durch die Corona-Pandemie.

Corona treffe die Ärmsten der Armen am härtesten, etwa in Afrika, weil der Lockdown dazu geführt habe, dass Logistikketten für Medikamenten und Nahrungsmittel ausgefallen seien. Deshalb würden "dieses Jahr allein in Afrika voraussichtlich eine Million Menschen zusätzlich sterben, nicht am Virus, sondern an fehlenden Medikamenten, HIV, Malaria und Tuberkulose", warnte Müller.

KNA

16.10.2020 - Afrika , Kinder , Politik