Weg vom "Nischenthema"

Aktionstage Gefängnis machen auf Situation Inhaftierter aufmerksam

Ein breites Bündnis aus Wohlfahrtsverbänden und Betroffenenorganisationen will in den kommenden Tagen mit Veranstaltungen unter dem Titel „Aktionstage Gefängnis“ auf die Situation von Strafgefangenen aufmerksam machen. Das teilte das Bündnis am Dienstag in Berlin mit, dem auch Wissenschaftler, Anwälte und Seelsorger angehören.

Nach dem Vorbild der französischen „Journees Nationales Prison“ soll es die Aktionstage künftig jährlich geben mit immer wechselnden Themen. Die aktuellen Aktionstage sollen auf Missstände in der sozialen Sicherung und der Entlohnung der Arbeit von Gefangenen hinweisen sowie auf die beschränkten Möglichkeiten von Gefangenen, sich für ihre Interessen selbst zu organisieren, betonte Karin Vorhoff, Projektleiterin beim Deutschen Caritasverband in Freiburg.

Die Katholische Bundes-Arbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe (KAGS), die zugleich ihr 90-jähriges Bestehen feiert, will als Fachorganisation im Caritasverband die Ausgrenzung von straffällig gewordenen Menschen vermeiden und ihre Integration in die Gesellschaft fördern.

Caritas-Präsident Peter Neher sagte dazu: „Wir verbinden im Deutschen Caritasverband mit der KAGS die konkrete Begleitung von Menschen, die nach einer Straftat den Weg in ein gutes Leben zurück finden wollen und treten für die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen in der Rechts- und Sozialpolitik ein.“ So setze sich die Caritas auch für eine bessere rentenrechtliche Anerkennung der während der Gefängniszeit geleisteten Arbeit ein sowie für „tragfähige Konzepte der Resozialisierung“.

Vorhoff ergänzte, ein höheres Maß an Selbstbestimmung und die Möglichkeit der Selbstorganisation im Gefängnis entsprächen nicht nur der Menschenwürde, sondern seien auch „ein gutes Lernfeld für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit“.

Sie beklagte, dass das Schicksal von Menschen im Strafvollzug in Deutschland immer noch ein Nischenthema sei. Eine Gesellschaft, „die ihre Straftäter nur weg- uns ausschließt, ist keine humane Gesellschaft“, mahnte sie weiter. Das widerspreche „dem christlichen Menschenbild, dem Prinzip der Humanität, des Respekts, der Bürgerrechte und gesellschaftlicher Solidarität“.

KNA

08.11.2017 - Deutschland