Ämter ruhen

Erstmals steht ein aktiver US-Bischof unter Missbrauchsverdacht

Zum ersten Mal steht ein noch aktiver katholischer Bischof in den USA im Verdacht, einen Minderjährigen sexuell missbraucht zu haben. Der NewYorker Weihbischof John Jenik lässt wegen der Vorwürfe sein Amt als Bischof und Priester derzeit ruhen. Ein unabhängiges Laiengremium hatte zuvor erklärt, die Anschuldigungen seien "glaubhaft", wonach Jenik in den 1980er Jahren eine "unangemessene Beziehung" zu einem damals 13-Jährigen gehabt habe.

"Obwohl die angeblichen Vorfälle vor Jahrzehnten aufgetreten sind, ist die Laienprüfstelle zu dem Schluss gelangt, dass die Beweise ausreichen, um die Anschuldigung glaubwürdig und begründet zu finden", schrieb der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan in einer Erklärung.

Jenik selbst wies alle Anschuldigung in einem Brief zurück: "Ich bestreite weiterhin unerschütterlich, dass ich jemals jemanden zu irgendeinem Zeitpunkt missbraucht habe." Er werde den Vatikan bitten, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu überprüfen, so der 74-Jährige.

Laut einem Bericht der "New York Times" kommen die Anschuldigungen von dem heute 52-jährigen Michael M., der sich bereits im Januar bei der Erzdiözese gemeldet habe. Jenik, der 2014 von Papst Franziskus zum Weihbischof ernannt worden war, soll M. demnach über sechs Jahre missbraucht haben. Mehr als 70 Mal habe er gemeinsam mit Jenik das Bett geteilt und habe sich von ihm berühren lassen müssen, so M.: "Ich war konditioniert, das zu tun. Ich habe genau das getan, was ich tun sollte."

Der Anwalt von M. erklärte, sein Mandant habe eine Entschädigung durch das unabhängige Versöhnungs- und Entschädigungsprogramm beantragt. Die Vorwürfe gegen Jenik beziehen sich auf seine Zeit ab 1978 in der New Yorker Pfarrei "Our Lady of Refuge". Dort war er zunächst als Vikar, später als Pfarrer tätig.

Mit der neuen Anschuldigung spitzt sich die Missbrauchskrise in den USA weiter zu. Erst im September hatte die Generalstaatsanwaltschaft in New York eine landesweite Untersuchung wegen sexuellen Missbrauchs und Vertuschung in katholischen Diözesen eingeleitet. In mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten haben Staatsanwaltschaften seit Veröffentlichung des Grand-Jury-Berichts von Pennsylvania im August Überprüfungen eingeleitet. Erst vergangene Woche wurden alle Diözesen aufgefordert ihre Dateien zu Missbrauchsvorwürfen der letzten Jahrzehnte zu sichern und zur Verfügung zu stellen.

KNA

05.11.2018 - Ausland , Kriminalität