Für verantwortlichen Umgang

Ethikrat fordert Umsteuern bei Nutztierhaltung

Der Deutsche Ethikrat verlangt ein grundsätzliches Umsteuern in der Nutztierhaltung. Das Tierwohl setze den Nutzungsinteressen des Menschen Grenzen, erklärte das Gremium in Berlin bei der Vorstellung seiner Stellungnahme "Tierwohlachtung - Zum verantwortlichen Umgang mit Nutztieren". Diese Grenzen würden aber ständig überschritten, kritisierte der Ethikrat. Es sei eher die Ausnahme als die Regel, dass die Vorgaben des Tierschutzgesetzes bei der Haltung von Nutztieren eingehalten würden.
Der Ethikrat spricht sich nicht gegen die Nutztierhaltung und auch nicht explizit gegen die Massentierhaltung aus. Mit dem Leben der Tiere müsse aber "achtsam und sparsam" umgegangen werden. Deshalb würde die Achtung des Tierwohls automatisch dazu führen, dass insgesamt weniger Tiere für den deutschen Markt gehalten würden und Fleisch teurer werden müsse, erklärte das Gremium.
Der Ethikrat wandte sich insbesondere gegen das Vollzugsdefizit beim Tierschutz. Kükenschreddern und die Kastenhaltung von Sauen, in der sich die Tiere nicht bewegen können, widerspreche nicht nur dem Tierschutz, sondern auch geltendem Recht, kritisierte das Gremium.
Für Veränderungen allein an die Konsumenten zu appellieren, reiche nicht, erklärte der Ethikrat. Die Politik müsse einen Strukturwandel hin zu einer ethisch vertretbaren Nutztierhaltung in Gang zu setzen und alle Betroffenen einbinden. Es gehe nicht um eine Konfrontation zwischen Verbrauchern und Bauern, sondern um Regeln, die es Landwirten ermöglichten, unter für sie wirtschaftlichen Bedingungen das Tierwohl zu berücksichtigen. Dazu zähle auch, dass es für eine Umstellung von Betrieben Unterstützung geben müsse.

KNA

17.06.2020 - Ethik , Tiere , Wirtschaft